tag:blogger.com,1999:blog-1071771533769281967.post8403371904122548692..comments2024-02-14T09:32:19.499+01:00Comments on Stefan L. Eichner´s Blog: Krisenlabor Europa: Ist Alexis Tsipras der Ludwig Erhard Griechenlands?Dr. Stefan L. Eichnerhttp://www.blogger.com/profile/08025403124679358975noreply@blogger.comBlogger4125tag:blogger.com,1999:blog-1071771533769281967.post-26255749039940555612015-01-29T23:35:04.003+01:002015-01-29T23:35:04.003+01:00Hallo Herr Böhmer,
ja, Herr Brenke hat schon sehr...Hallo Herr Böhmer,<br /><br />ja, Herr Brenke hat schon sehr früh auf die schwache Industriestruktur Griechenlands hingewiesen und angeregt, dort anzusetzen. Mir ist natürlich bewusst, dass die Voraussetzungen in Griechenland viel schlechter sind als in Deutschland in der Nachkriegszeit. Deswegen habe ich im Aufsatz auch explizit darauf hingewiesen. Hinzu kommt: Auch das Binnemarktpotenzial ist aufgrund der viel niedrigeren Einwohnerzahl geringer.<br /><br />Was die Lösungsmöglichkeiten anbelangt, so sind grundsätzlich drei zu unterscheiden:<br /><br />1. Verbleib im Euro und interne Abwertung (Austeritätspolitik) - ich denke mit Blick auf die Entwicklung in den anderen Krisenstaaten (PIIGS) kann man sagen, dass das nicht funktioniert;<br />ich habe das mit entsprechenden Charts in dem folgenden Aufsatz dargelegt:<br /><br />http://stefanleichnersblog.blogspot.de/2015/01/austeritatspolitik-oder-grexit.html<br /><br />2. Austritt aus dem Euro und Abwertung nach außen, sprich der Landeswährung - ich denke, die negativen Folgen eines solchen Schritts für Griechenland selbst und für die Währungsunion werden unterschätzt; dann müssen beträchtliche Summen abgeschrieben werden und das könnte z.B. das ohnehin angeschlagen Frankreich hart treffen; zudem fragt sich, ob das dann nicht der Anfang vom Ende der Währungsunion wäre; Portugal könnte das nächste Land sein, dass sich in der Situation wiederfindet, in der Griechenland sich jetzt befindet;<br /><br />3. Schutzzölle, genauer gesagt temporäre Importzölle für bestimmte Produkte oder Produktgruppen, hätten de facto eine sehr ähnlich Wirkung wie der Währungsausstieg, allerdings ohne die oben angesprochenen Risiken; für den Aufbau einer eigenen Industrie ist das sicher die beste Lösung;<br /><br />Es ist m.E. eine Illusion zu glauben, Griechenland müsse nur die Kosten senken bzw. die Produktivität erhöhen, um international wettbewerbsfähig zu werden. Die globalen Märkte werden fast ausnahmslos von lediglich ein paar sehr großen Konzernen beherrscht. Gegen die muss Griechenlands Wirtschaft bestehen - nicht nur im Tourismus und in der Schifffahrt.<br /><br />Deswegen kann ein wirtschaftlicher Aufholprozess m.E. ohne Schutzzölle nicht gelingen. Aber natürlich gibt es unabhängig davon viele Fragezeichen, was die Erfolgsaussichten anbelangt. Europa sollte sich einbringen, denn ähnliche Probleme gibt es in anderen Ländern in der Peripherie Europas. Im Kern geht es nicht allein um Griechenland, sondern um ein neues, funktionierendes Wachstums- oder besser Entwicklungsmodell für Europa.<br /><br />Viele Grüße<br />SLEDr. Stefan L. Eichnerhttps://www.blogger.com/profile/08025403124679358975noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-1071771533769281967.post-87987538671360061672015-01-29T23:00:18.601+01:002015-01-29T23:00:18.601+01:00Hallo Herr Eichner, ich empfehle Ihnen folgenden A...Hallo Herr Eichner, ich empfehle Ihnen folgenden Artikel von Karl Brenke vom DIW. <br /><br />https://dgap.org/de/article/getFullPDF/21049<br /><br />Danach hat Griechenland eine Wirtschaftsstruktur wie Osteuropa Anfang der 90er. Außer Tourismus ist da fast nichts! . Erhard hatte viel bessere Voraussetzungen: eine vorhandene Industriestruktur und eine funktionierende Verwaltung. Beides hat Griechenland nicht. Innerhalb des Euro wird Griechenland zum Daueralimentationsfall. Ein Land mit der Wirtschaftsstruktur eines Schwellenlandes kann man nicht mit einer Währung zusammen mit hoch industrialisierten Ländern entwickeln. Das geht anders nur in einem Staat, in einem Fall: Ostdeutschland seit der Wiedervereinigung. Jedoch sinkt auch hier die Zahlungsbereitschaft des Westens, zB auch die in NRW. Um einem Austritt aus dem Euro kommt Griechenland m. E. nicht vorbei, wenn es sich auf lange Sicht auf eigene Füße stellen will.Anonymoushttps://www.blogger.com/profile/18394139265397391372noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-1071771533769281967.post-28084037032057008722015-01-28T22:16:20.295+01:002015-01-28T22:16:20.295+01:00Hallo Torsten,
ja, ich denke, Sie haben recht. Nu...Hallo Torsten,<br /><br />ja, ich denke, Sie haben recht. Nur leider scheint dieser Ansatz bisher nicht diskutiert zu werden. Aber warten wir einmal ab, was die Verhandlungen der neuen griechischen Regierung mit der Euro-Gruppe erbringen. Mit Yanis Varoufakis ist zumindest ein Ökonom in der Regierung, der sich explizit gegen den liberal-neoklassischn ökonomischen Mainstream positioniert. Es scheint, als habe sich Tsipras gut auf seinen Job vorbereitet. Die Verhandlungen dürften also sehr interessant werden.<br /><br />Viele Grüße<br />SLEDr. Stefan L. Eichnerhttps://www.blogger.com/profile/08025403124679358975noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-1071771533769281967.post-76646494582324738872015-01-28T20:27:59.640+01:002015-01-28T20:27:59.640+01:00Guten Abend Herr Eichner, eine gute Analyse.
Erlau...Guten Abend Herr Eichner, eine gute Analyse.<br />Erlauben Sie mir, Ihre Gedanken weiter zu spinnen. Vergleicht man die Situation Griechenlands mit denen der heute erfolgreichen Industrienationen, so fällt auf, dass sie alle durch eine Phase geschützter Entwicklung gegangen sind. Deutschland, aber auch Japan, Südkorea und heute China konnten ihre Industrie in der Aufbauphase vor internationaler Konkurrenz abschotten. Das ermöglicht kleinen, eher mittelständischen Unternehmen (Chemie, Optik, Photo usw) sich zu entwickeln und ungestört zu wachsen. Insbesondere brauchte man keine Angst vor feindlichen Übernahmen, Hedgefonds oder ausländischer Billigkonkurrenz zu haben, denn dafür gab es Zölle, Handelsbeschränkungen und Importverbote. Wenn das nicht half, hatte der Statt die Souveränität über seine Währung, seinen Wechselkurs und seine Geldmenge. Und: Eine prosperierende Volkswirtschaft tut dann gut daran, seine Staatsbürger gut auszubilden. Auch das fand in den erfolgreichen Länden statt. So konnten externe Schocks abgefedert werden. Länder wie Deutschland, Japan und Südkorea konntne d auf diese Weise nach und nach in die Weltmarktkonkurrenz entlassen werden - oder heute China. Diese Länder machen heute jedes auf seine Weise Ländern wie Griechenland das Leben schwer. Griechenland brachte daher auch eine Gründungsphase mit geschützten Märkten. Komischerweise ist es kein Problem , Griechenland vom internationalen Kapitalmarkt zu nehmen aber sehr wohl ein Problem, Beschränkungen bei gerade neu entstehenden Märkten und Dienstleistungen befristet zuzulassen, die nun einmal zu Anfang vor dem eisigen Wind ausländischer Billigkonkurrenz geschützt werden müssen.<br /> Griechenland müsste zunächst Kapitalverkehrskontrollen einführen, um Kaptalflucht zu verhindern. Sodann müsste die Steuerbasis verbreitert werden und Steuerehrlichkeit rigoros durchgesetzt werden. Es müssten dann Sektoren entwickelt, die aufgrund der Standortfaktoren erfolgversprechend sind (in der Landwirtschaft zB Selbsterzeugung statt Import von Zitronen und Hollandtomaten, Tourismus, Rohstoffvorkommen, Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur, eine eigene Leichtindustrie, usw usw). dazu muss der Beamtenapparat auf den Prüfstand- der keine Gewerbeerlaubnisse erteilt oder sich dafür bestechen lässt. Kurz: Es muss mehr Unternehmergeist im Land geweckt werden. <br />torstennoreply@blogger.com