Die anhaltend niedrige Inflation im
Euroraum, verstärkte Abwärtsrisiken für die Konjunktur und hohe Volatilität der
Märkte sowie die jüngsten Aussagen von Mario Draghi deuten darauf hin, dass die
EZB ihre Geldpolitik im März weiter lockern wird. (1) Eine weitere Lockerung
wird auch von der Bank of Japan erwartet und das chinesische Pendant, die
Peoples Bank of China (PBOC), hat schon die dritte Woche in Folge Milliarden in
die chinesischen Finanzmärkte gepumpt. Allein diese Woche waren es 48
Milliarden Dollar – der höchste Betrag seit Januar 2014. (2)
Angesichts der Börsenturbulenzen und der
voraussichtlichen Abschwächung des Wachstums in den USA rechnen inzwischen auch
eine wachsende Zahl von Experten damit, dass die Fed dazu gezwungen sein
könnte, die im Dezember beschlossene Zinserhöhung rückgängig zu machen.
All das hat die Märkte gestern und heute in
Schwung gebracht. Der wieder auf deutlich über 30 Dollar je Barrel gestiegene
Ölpreis hat ebenfalls zur Beruhigung an den Börsenplätzen rund um den Globus
beigetragen.
Auch die Notenbanken müssen erst noch
beweisen, ob sie mit den in Aussicht gestellten oder erwarteten „Lockerungsübungen“
tatsächlich einmal mehr die Dynamik der Abwärts-Turbulenzen auf den Finanzmärkten
brechen können. Denn das Vertrauen in die Notenbanken hat einen Knacks
bekommen, seit Notenbank und Regime in China sichtbar Schwierigkeiten haben,
genau das zu leisten.
Die aktuelle Marktberuhigung steht somit
auf tönernen Füßen. Sehr schnell kann das Pendel an den Börsen wieder umschlagen,
denn auch die weltwirtschaftlichen Perspektiven sowie insbesondere jene der
Schwellenländer sind weiterhin düster. Und während beispielsweise die
Wirtschaftskrise in Russland inzwischen offen als Systemkrise bezeichnet wird
(4), klopfen sich die Mitglieder der Elite beim Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums
in Davos noch gegenseitig in der Hoffnung auf die Schulter, das krisengeschüttelte
Modell der Globalisierung auch dieses Mal über die Runden bringen zu können. Selbst
Prof. Nouriel Roubini, der aufgrund seiner beim Davoser Treffen im Jahr 2007 noch
belächelten Crash-Vorhersage den Spitznamen „Dr. Doom“ erhielt, wirkt in
Anbetracht der neuen Turbulenzen an den Finanzmärkten und speziell in China (5)
im Vergleich zu anderen Crashpropheten ziemlich gelassen. Es wird 2016 keinen
Crash geben, nicht in China und auch nicht global, prognostizierte er jetzt. (6)
Niemand scheint sich gegenwärtig Gedanken darüber
zu machen, dass die Probleme in China und der Ölpreisverfall lediglich Symptome
für ein geld- und wirtschaftspolitisch bis an die äußersten Grenzen gefahrenes
und dadurch dauerhaft instabil gewordenes westliches Wirtschaftssystem sind. Was
dieses System zum Schwanken bringt, ist nicht das, was Ökonomen sowie Analysten
gegenwärtig diskutieren lässt, ob einen erneuter globalen Crash bevorsteht oder
nicht. Es ist etwas anderes und es lässt sich in einem einzigen Chart
veranschaulichen:
Zum Vergrößern bitte Abbildung anklicken!
Der Chart zeigt, dass Fusionswellen und
Einkommenskonzentration – historisch betrachtet – in einem engen Zusammenhang
mit großen Börsencrashs stehen. Große Börsencrashs, die zum Teil in eine
Finanzmarkt- und Weltwirtschaftskrise mündeten, traten in fast allen Fällen auf
dem Höhepunkt einer Welle von Mega-Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions
(M&A)) sowie der Einkommenskonzentration ein.
Was in diesem Zusammenhang bei der Frage,
ob wieder ein großer Börsencrash und eine Finanzmarkt- und Weltwirtschaftskrise
bevorsteht, ins Gewicht fällt, ist die Tatsache, dass sich die
Einkommenskonzentration in den USA auf das Rekordniveau von 1929 zubewegt und
seit Mitte der 80er Jahre eine Kaskade von Fusionswellen die
Unternehmenskonzentration und die globale Dominanz/Abhängigkeit von Konzernen weltweit
auf ein historisch beispiellos hohes Level angehoben hat.
Die Globalisierung ist im wahrsten Sinne auf
die Spitze getrieben worden und damit auch die Abhängigkeit des ganzen Systems von
den vergleichsweise wenigen, die es tragen und auch fast allein davon
profitieren. Doch dieser Status Quo ist nicht mehr zu halten, wenn
Wachstumsgrenzen erreicht und für die Stabilisierung dieses hochkonzentrierten globalen
Finanz- und Wirtschaftssystem immer größere Ungleichgewichte in Kauf genommen
werden.
Genau das ist es aber, was die Wirtschaftspolitik
in den Industriestaaten und insbesondere auch die Notenbanken tun. Es ist
deswegen keine Frage mehr, ob ein neuer globaler Crash bevorsteht, sondern nur,
ob es bereits 2016 soweit sein wird.
Auszuschließen ist es für dieses Jahr
sicher nicht. Die Politik des billigen Geldes kann an den dargelegten fundamentalen
systemischen Problemen nichts ändern. Sie erzeugt an den Börsen lediglich die
Illusion, dass sie es könnte. Und unter dem Strich haben die Notenbanken seit
der Lehman-Pleite die Last der Systemstabilisierung praktisch alleine getragen.
Es ist ein aussichtsloser Kampf. Das Vertrauen der Märkte ist nur geborgt. Sie
werden es verlieren.
Hallo!
AntwortenLöschen"Es wird 2016 keinen Crash geben, nicht in China und auch nicht global, prognostizierte er jetzt."
Naja - zumindest vertauen die institutionellen Anleger mal die Valoren:
nakedcapitalism.com:
"The report offered two reasons why investors are fleeing into illiquid assets: to earn the higher return premia that illiquid assets offer, and most prominently, to escape the volatility of stocks and bonds.
Illiquid assets — because they aren’t regularly traded, there is no pricing data — have an advantage over stocks and bonds for institutional investors in these trying times: their losses don’t have to be booked every time a statement goes out. Losses aren’t known, and certainly aren’t disclosed, until years down the road."
http://www.nakedcapitalism.com/2016/01/investors-piling-into-illiquid-assets-to-avoid-discipline-of-market-prices.html
Ob das ein 'crash' wird? - wer weiß - aber schwere See ganz sicher.
Grüße und danke für das guten Blog.
Danke für schön Artikel.
AntwortenLöschensicherer datenraum