François
Bayrou, der als Spitzenkandidat seiner Zentrumspartei (MoDem) in der ersten
Wahlrunde 9,1 Prozent der Wählerstimmen bekam, hat jetzt angekündigt, bei der Stichwahl am 6. Mai für den Sozialisten
François Hollande (PS) zu stimmen. Zwar
hat er seinen Anhängern keine direkte Wahlempfehlung gegeben. Ein klares
Zeichen hat er ihnen damit dennoch gesetzt. (1)
Nachdem Nicolas Sarkozy (UMP) im gestrigen TV-Duell keinen Boden gegen
seinen Herausforderer Hollande gutmachen konnte (2), haben sich die Chancen für
den amtierenden Präsidenten für die Wahlrunde am kommenden Sonntag somit weiter
verschlechtert.
Bereits am 1. Mai hatte die rechtsextreme Marine Le Pen (FN) ihren Anhängern
gesagt, sie werde weder Sarkozy noch Hollande unterstützen, sondern am Sonntag
einen leeren und damit ungültigen Stimmzettel abgeben. (3) In der ersten
Wahlrunde hatte sie 17,9 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinen können und
Nicolas Sarkozy hatte gehofft, einen erklecklichen Teil ihrer Wähler für sich
gewinnen zu können. Diese Hoffnung wird sich voraussichtlich nicht erfüllen.
Der linksextreme Jean-Luc Mélenchon, der in der ersten Runde auf 11,1 Prozent der
Stimmen kam, hatte seinen Wählern schon frühzeitig eine Empfehlung für Hollande
gegeben.
Entschieden ist noch nichts, aber es sieht
nun sehr danach aus, als würden die Franzosen den Sonntag weniger zu einem Tag
der Wahl, sondern mehrheitlich zu einem der Abwahl machen. Es ist nicht unwahrscheinlich,
dass dies – sollte es so kommen - das auslösende Ereignis für eine Neuorientierung
des europäischen Krisenkurses sein.
Das gilt umso mehr, als am 6. Mai auch in
Griechenland ein neues Parlament gewählt wird – allerdings in einer
beunruhigend aufgeheizten, radikalisierten Stimmung und mit der beinahe sicheren
Aussicht auf eine überaus schwierige Regierungsbildung. Im Gegensatz zu
Frankreich ist dort unklar, welche Ergebnisse die Wahl erbringen – bis zu zehn
Parteien könnten ins Parlament einziehen - und vor allem welche Folgen sie haben
wird. Es ist nicht mehr sicher, ob das von der Übergangsregierung mit der EU,
der EZB und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ausgehandelte Sparkonzept
fortgesetzt werden wird. Denn die Griechen lehnen laut Umfragen den drastischen
Sparkurs aufgrund der katastrophalen Folgen mehrheitlich vehement ab. Es auch
nicht absehbar, was die Wahl für den sozialen Frieden im Land bedeutet. Wie
wird das Wahlergebnis aufgenommen werden?
Vor allem mit Blick auf die Situation in Griechenland
könnte sich der kommende Sonntag im Rückblick für Europa als jener Tag
erweisen, der das Fass für die steigende Zahl der Gegner – insbesondere auch unter
den europä-ischen Regierungschefs – eines einseitigen austeritätspolitischen
Kurses zwecks Sanierung der Staatsfinanzen hoch verschuldeter Mitgliedstaaten
zum Überlaufen brachte. Die Fakten sprechen ohnehin eine deutliche Sprache: der
Kurs führt die Schuldenstaaten in eine wirtschaftliche Abwärtsspirale – mit
erschütternden Folgen.
Für Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ohnehin
wie niemand sonst in Europa mit diesem Krisenkurs identifiziert wird, könnten deswegen
schwere Zeiten anbrechen.
Deutschland war bereit, für seine
Führungsrolle im europäischen Krisenmanagement sehr hohe finanzielle Risiken
auf sich zu nehmen. Das muss man nicht so interpretieren. Aber man kann es. Wenn
sich jetzt in Europa jedoch die Auffassung Bahn brechen sollte, dass der austeritätspolitische
Krisenkurs mehr Schaden angerichtet als geholfen hat, dann könnte dies am Ende
möglicherweise primär – ähnlich wie einst Heinrich Brüning in der Weimarer Republik – der Bundeskanzlerin angelastet werden.
Das wäre nicht (ganz) korrekt. Natürlich
nicht. Beispielsweise haben insbesondere auch die (unabhängige) EZB, die (supranationale)
Europäische Kommission und der IWF (die sog. Troika eben) auf diesen Kurs
gedrungen. Auch der Euro-Gruppenchef Jean-Claude Juncker hat das getan. Der konservative britische Premier David Cameron ist ebenfalls von diesem Kurs überzeugt, auch wenn er mit den Euro-Problemen nichts zu tun hat.
Doch
werden sich alle in Europa und insbesondere auch Presse und Medien daran
erinnern, wenn „das Kind“ in der Euro-Zone erst in den Brunnen gefallen ist? Sie werden sich daran erinnern, über wen im Zusammenhang mit den Sparkurs-Forderungen
in den zurückliegenden beiden Jahren vornehmlich berichtet wurde.
Ich sehe ziemlich viele Risiken für den Fortbestand des EURO. All die gigantischen Staatsschuldenberge und die Arbeitslosigkeit - die Menschen sind unzufrieden. Das drückt sich an der Wahlurne aus. Selbst in Deutschland mit den PIRATEN.
AntwortenLöschenGut möglich, dass die ersten Länder wieder aus der Währungsunion aussteigen.