Zwölf Menschen sind tot, 48 haben zum Teil
schwerste Verletzungen erlitten. Ihre Angehörigen stehen unter Schock. Dasselbe
gilt für die vielen anderen, die den Weihnachtsmarkt in Berlin, der Ziel eines Lkw-Anschlags
wurde, am gestrigen Abend besuchten und dem Tod oder einer schweren Verletzung nur
knapp entronnen sind. Der Täter ist gefasst worden. Die Ermittler der Polizei
tun ihre Arbeit ebenso wie die Ärzte und das Pflegepersonal, die sich um die vielen
Verletzten und ihre Angehörigen kümmern.
Mehr gibt es zu diesem Anschlag nicht zu
berichten.
In dieser Hinsicht kennen die deutschen
Medien jedoch keine Gnade. Auf allen Kanälen breiten sie sich ununterbrochen
und – nachdem die wichtigen Fakten und Informationen längst bekannt gemacht
worden sind – über alle möglichen Facetten des Anschlags aus. Nichts ist zu
unbedeutend. Hauptsache dieses große Thema kann noch ein wenig länger am Leben
gehalten und ausgeschlachtet werden. Keiner kann diesem breit angelegten
Dauerfeuer entrinnen. Vor allem eben auch diejenigen nicht, die von dem
Anschlag betroffen sind.
Wenn irgendwo auf einer Autobahn wieder
einmal ein schlimmer Unfall geschehen ist, dann wird in den Medien oft anklagend
auf Gaffer hingewiesen, die die Arbeit von Polizei und Rettern sowie den
Verkehr behindern. Doch in Bezug auf den Anschlag auf den Berliner
Weihnachtsmarkt verhalten sich die ach so seriösen Medien nicht nur eigentlich genauso
wie diese Gaffer, sondern noch schlimmer. Selbst für Unbeteiligte ist dieses
ungehemmte Ausschlachten des schrecklichen Ereignisses und die damit verbundene
Dauer-„Beichterstattung“ schwer zu ertragen. Ich jedenfalls werde heute kein
Radio mehr hören, kein TV schauen und die betreffenden Berichte in den
Online-Medien links liegen lassen.
Doch wie fürchterlich muss es erst für die
Betroffenen sein, dieser nahezu substanzlosen medialen Dauerkonfrontation mit
dem Ereignis ausgesetzt zu sein, diesem Herumbohren in der offenen Wunde, das nur
noch Selbstzweck ist und lediglich die Sensationsgierigen, die „Gaffer“ befriedigt?
Wo sind die Politiker, die sich über die
an Fakten uninteressierten, rein emotional agierenden Menschen (bzw. Wähler) beklagen,
über die Verrohung der (politischen) Kultur und deswegen das „postfaktische
Zeitalter“ ausgerufen haben? Fühlt sich keiner verpflichtet oder wenigstens
dazu berufen, der Emotionen bedienenden, substanzlosen Dauerberichterstattung
der Medien zum Schutz der Opfer und ihrer Angehörigen sowie der Werte unserer Gesellschaft
Einhalt zu gebieten? Oder wenigstens mahnend den Zeigefinger zu erheben und an
ein gewisses Maß an Selbstbeschränkung, Anstand und Rücksichtnahme zu
appellieren? Nicht zuletzt auch deswegen, weil die völlig aus dem Häuschen
geratenen Medien einmal mehr genau das tun, was sich alle jene wünschen, die Terroranschläge
verüben?
Nein. Die Politik in Deutschland hat sich einmal
mehr die Zügel von den Medien aus der Hand nehmen lassen. Der Schwanz wackelt wieder
mit dem Hund. So wie beispielsweise auch im Fall Erdogan versus Jan Böhmermann wegen
eines Schmähgedichts oder so wie in der Hochphase der Ukraine-Krise.
Es wird Zeit, dass sich daran etwas
ändert. Denn eine solche Berichterstattung ist weder hilfreich noch erfüllt sie
einen Informationsauftrag. Es ist – ob nun gewollt oder ungewollt – Politik.
Und wenn man es schon einmal so nennen
will, dann sollte man die Frage stellen, inwieweit eine zunehmende
Oligopolisierung bzw. eine zunehmende Konzentration von Marktmacht – so wie in
der Medienbranche – nicht auch in allen anderen stark oligopolisierten Branchen
gleichbedeutend ist mit politischen Nebenzentren.
So betrachtet vollzieht Donald Trump bei
der Zusammenstellung seines Kabinetts lediglich eine längst faktisch gewordene
Realität nach: Er besetzt die wichtigsten Ämter vornehmlich mit erfolgreichen,
einflussreichen Top-Managern und Milliardären.
Wollen wir das? Kann es angesichts der heutigen
politischen und wirtschaftlichen Situation, der ausgereizten Märkte und geldpolitischen
Möglichkeiten, der latenten Dauerkrisen, des Terrors, überhaupt funktionieren?
Das anzunehmen, wäre ein Fehler. Denn das
Problem sind gerade die
hochkonzentrierten Märkte, die Oligopole und Oligopolisten selbst, die weder
auf die Merkel´sche noch auf die Trump´sche Art zu blühenden Landschaften
führen werden, wenn man sie auf die eine oder andere Art Politik machen lässt. Denn
sie vermehren nichts und sie schaffen nichts Neues, sondern sie zehren
lediglich von der Substanz des stetig schrumpfenden Rests der Welt.
Und in dieser Welt gibt es für die Medien,
wie überhaupt für alle Marktmächtigen, kein Halten mehr, weil ihnen niemand
mehr etwas entgegenzusetzen vermag. Auch und ganz besonders die Politiker
nicht. Hören Sie Radio, schauen sie TV, lesen Sie Zeitung und Sie werden an
Tagen wie heute hören und sehen können, wie diese Welt aussieht.
Ich bin echt sauer. Auch heute sind wieder 40tsd Kinder an Hunger und vermeidbaren Krankheiten gestorben, aber genau die Leute, die sich jetzt in ihrer Solidarität mit Berlin sonnen interessieren sich nicht die Bohne für diese Kinderseelen. Jeden Tag nicht.
AntwortenLöschenSehr wichtig erscheint, dass in der Zeit der gnadenlosen Berichterstattung die Knechtung des Volkes durch die Politik unbemerkt und unbehelligt weitergetrieben werden kann. Und ebenso werden die Ängste der Menschen intensiviert, man redet ihnen aber ein, dass nur die herrschenden Politiker dem Volk Sicherheit garantieren können. Und die Menschen schlafen weiter, zahlen für den immensen besonderen Schutz der Politikerkaste, niemand fragt, warum der Bürger immer mehr in den Würgegriff der Überwachung gepresst wird. Es ist wirklich höchste Zeit, die Politiker fristlos zu entlassen und die direkte Demokratie zu erwecken.
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