Mittwoch, 15. Februar 2012

Wirtschaftswachstum in Griechenland: Prognose und Realität

Wie kann in Griechenland die wirtschaftliche Entwicklung in Gang gebracht und wieder Wirtschaftswachstum erreicht werden?
Diese Frage hat bisher in der europäischen Schuldenkrise gar nicht zur Debatte gestanden und wenn doch, dann wurde sie als Angelegenheit der jeweiligen Regierung in den Schuldenstaaten angesehen – allerdings in einer sehr eindimensionalen Perspektive. Die sogenannte Troika, also das Team aus Fachleuten der Europäischen Kommission, der Europäischen Zentralbank (EZB) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) gebildete Team, das die Bemühungen um die Haushaltssanierung in den europäischen Schuldenstaaten überwacht, aber auch die Euro-Retter, also die Euro-Finanzminister sowie die Staats- und Regierungschefs der europäischen Gläubigerstaaten, gehen offensichtlich davon aus, dass eine Kombination aus drastischen Ausgabenkürzungen, Steuererhöhungen und Veräußerung von Staatseigentum nicht nur zur Sanierung der jeweiligen Staatshaushalte führt. Vielmehr wird dies zugleich als geeignete Voraussetzung dafür angesehen, die Wirtschaft zu beleben – der Anteil des ineffizienten Staates an der volkswirtschaftlichen Aktivität wird zurückgefahren und, so das zentrale Argument, dies schafft Freiräume für effiziente privatwirtschaftliche Aktivitäten. Ob das gelingt, so die zugrundeliegende Haltung, liegt allein an der jeweiligen nationalen Regierung.
Dass dieses Konzept im Einklang steht mit dem auf Schuldenstaaten weltweit insbesondere vom IWF und der Weltbank angewendeten Standards zur Staatssanierung, dem sogenannten Washington Consensus (1) und dass es auf Grundannahmen der liberalen sowie neoklassischen Wirtschaftstheorie aufgebaut ist, ist bekannt und bedarf keiner besonderen Erklärung mehr.
Wie sehr die genannten Kreise von Fachleuten und Politikern davon überzeugt sind, dass dieses Konzept - allen durch die Finanzkrise aufgedeckten Schwächen der zugrundeliegenden wirtschaftsliberalen Lehre und allen Fakten zum Trotz – auf mittlere bis lange Sicht funktioniert, verdeutlichen nicht zuletzt die Wachstumsprognosen der Europäischen Kommission für Griechenland. Und auf diese Wachstumsprognosen baute jüngst auch der griechische Ministerpräsident Loukas Papademos, als er den Griechen versprach, die griechische Wirtschaft werde 2013 wieder wachsen - sofern das neue Sparprogramm beschlossen wird (2).
Wir also alles wieder gut?
Es lohnt ein Blick auf die Wachstumsprognosen der Europäischen Kommission für Griechenland aus den zurückliegenden Jahren. Aus der unten stehenden Tabelle geht hervor, dass sie mit ihren Prognosen regelmäßig deutlich daneben gelegen hat. Gerade in der Vorausschau für die dem jeweiligen Jahr der Prognoseerstellung folgenden zwei Jahre ist sie regelmäßig viel zu optimistisch gewesen.
Quellen: 3), 4), 5), 6), 7), 8) und 9).
Dieser Optimismus speist sich seit Beginn der Zuspitzung der Schuldenkrise Griechenlands im Jahr 2010 aus den anvisierten und bisher umgesetzten austeritätspolitischen Maßnahmen - Senkung der Staatsausgaben (Einsparungen, u.a. Einschnitte bei Beschäftigung, Löhnen, Renten) und Erhöhung der Staatseinnahmen (Steuererhöhungen, Einführung neuer Steuern, Privatisierungen). Und dass in Griechenland in einem für die Industriestaaten beispiellosem Ausmaß gespart wird, hat die OECD im Rahmen einer Analyse festgestellt. (10)
Diese Rechnung ist bisher nicht aufgegangen. Die griechische Wirtschaft befindet sich in einer sich immer noch beschleunigenden Abwärtsspirale. Es ist vor diesem Hintergrund schwer vorstellbar, dass sie 2013 wieder wächst. Mehr noch ist es fraglich, wann und unter welchen Voraussetzungen sie wieder prosperiert.
Welchen Orientierungswert haben also solche Wirtschaftsprognosen? Was taugt deren wirtschaftstheoretisches Fundament - vor allem mit Blick auf die Wachstumsfrage?

9 Kommentare:

  1. Es ist wirklich unvorstellbar, dass die Frage, wie die wirtschaftliche Entwicklung in Griechenland wieder in Gang gebracht werden kann, bisher nicht - wie Sie sagen - zur Debatte gestanden hat. Dass man einen Kreditnehmer stärken muss, wenn man sein Geld zurückhaben will, ist wohl noch nicht in die Köpfe der EU-Eliten durchgedrungen.

    Natürlich wäre es primär die Aufgabe von Griechenland selbst, eigene Vorschläge/Entwicklungspläne auszuarbeiten. Leider hat sich auch dort diesbezüglich gar nichts getan.

    Also mehr als 2 Jahre schier endlose Diskussionen über Staatsschulden und financial engineering derselben, aber kein Plan, wohnin die Reise gehen soll (nicht nur in Griechenland; auch in der gesamten Eurozone).

    Will man Transferzahlungen vermeiden, dann muss man unweigerlich die Handels- und Leistungsströme innerhalb der EU ins Gleichgewicht bringen. Einfach ausgedrückt: mehr Produktion im Süden und mehr Konsum im Norden. Das ist eines der Hauptthemen meines Blogs.

    http://klauskastner.blogspot.com/2012/02/inventory-of-key-posts.html

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  2. Hallo Herr Kastner,

    bisher haben Ökonomen und Entscheider auf europäischer Ebene rhetorisch geschickt von der eigenen, anteiligen Verantwortung für die Krise in Griechenland sowie auch - was die Wachstumsfrage anbelangt - von der eigenen Konzeptionslosigkeit abgelenkt.

    Das ist nicht schwer, weil Griechenlands Politiker schon längst - nicht unverdient - als Sünder erkannt wurden. Da fällt es angesichts der entsprechend justierten Presse- und Medien dann auch nicht mehr schwer den Eindruck entstehen zu lassen, sie seien schlicht für alles verantwortlich und die Abwärtsspirale sei Ausdruck ihrer Unwilligkeit oder ihres Unvermögens.

    Aus Sicht der Politiker in den Gläubigerstaaten und für Ökonomen ist das natürlich sehr bequem. Dabei wird allerdings geflissentlich ignoriert, dass die Wachstumsfrage sich erstens nicht allein in Griechenland stellt, sondern eben auch in Irland, Portugal, Spanien usw. und dass sie zweitens nur im europäischen Kontext gelöst werden kann.

    Wenn die Europäer es nicht schaffen, Griechenland wirtschaftlich auf einen aufwärtsgerichteten Kurs zu bringen, dann werden sie es auch in allen anderen europäischen Krisenstaaten nicht schaffen. Das kann man nicht oft genug betonen.

    Grüße
    SLE

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  3. Guten Tag Herr Eichner

    "Wie kann in Griechenland die wirtschaftliche Entwicklung in Gang gebracht und wieder Wirtschaftswachstum erreicht werden?"

    Die Frage ist gut, aber haben sie auch eine Antwort?
    Ich lese und höre immer, dass GR Wirtschaft "wieder" wachsen soll. Wodurch und womit denn? Ist die GR Wirtschaft VOR dem Beitritt in die Euro Zone denn signifikant gewachsen?
    Welche Industrie/Wirtschaft soll GR denn bitte aufbauen um all die Schulden zu zahlen UND gleichzeitig einen "normalen" Sozialstaat finanzieren?
    freundlichst
    streuner

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  4. Hallo Anonym,

    ja, stimmt, das sage ich immer wieder. Dem Thema "Wachstum" werde ich mich deswegen auch im nächsten Post wieder widmen. Es kommt also noch mehr.

    Die Frage, wie man die Wirtschaft wieder in Gang bringen und Wachstum generieren kann, stellt sich ja in derselben Weise auch für andere Euro-Krisenstaaten und, wenn man es genau nimmt, etwa auch in den USA und in Großbritannien. Es ist eine grundsätzliche Frage, die auch die Fundamebnte der herrschenden Wirtschaftstheorie und -politik betrifft.

    In der Tat kann man deswegen die Wachstumsfrage in Griechenland auch nicht isoliert von Europa und der Weltwirtschaft betrachten. Die Industriestaaten sind Teil des Wachstumsproblems auch in Griechenland, Portugal usw.

    Das ist evident, wenn man beispielsweise nur einmal daran denkt, dass der Volkswagen-Konzern mit seinem Produktionsstandort in Portugal ALLEIN für 5 Prozent der Exporte Portugals steht. Und in anderen europäischen Krisenstaaten sieht es tendenziell sehr ähnlich aus.

    Ich kann nicht die ganzen Fakten zum Themenkomplex zusammentragen und auseinanderdröseln und alles empirisch unterfüttern - so wie beispielsweise Querschuesse das macht. Aber ich kann die Zusammenhänge darzulegen und zu erklären versuchen - aus meiner theoriegeleiteten Perspektive.

    Ich wollte den aktuellen Aufsatz auch nicht zu lang werden lassen und teile den Komplex deswegen lieber auf.

    Grüße
    SLE

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  5. Erstmal Danke für ihre verständlich formulierten Beschreibungen der Zusammenhänge.

    Nur eine Sache verstehe ich an Ihren Bemühungen nicht. Ein Ingenieur untersucht warum funktionierende Lösungen eigentlich funktionieren. In den Wirtschaftswissenschaften scheint dies anders zu sein. So meine Frage.

    Anscheinend haben die Isländer den Turnarund geschafft.

    Island hatte gewaltige Außenhandelsdefizite, die Banken sind zusammengebrochen, die einfachen Leute haben ihre Ersparnisse verloren, der Staat ist zahlungsunfähig. Konkurrenzfähige Industrie gibt es auch nicht.

    Trotzdem scheint Island inzwischen wieder ein solides Wirtschaftswachstum zu haben. In den spärlichen Medienberichten treten nur zufriedene, hoffnungsvoll gestimmte Isländer auf.

    Warum untersucht die Wirtschaftswissenschaft nicht Ursachen und Mechanismen des isländischen Erfolges? Warum verbleibt sie innerhalb ihrer Theorien?

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    1. ""Warum untersucht die Wirtschaftswissenschaft nicht Ursachen und Mechanismen des isländischen Erfolges? Warum verbleibt sie innerhalb ihrer Theorien?""

      Warum sollte sich ein hochbezahlter "Wirtschaftswissenschaftler" um seinen Job bringen?
      Ist doch wohl ein Unding wenn der normale Menschenverstand Ursache und Wirkung erklärt und die Analyse daraus die Lösung wäre.
      Aber die Ursache der Krise liegt wohl tiefer.
      Auszug aus einem Leserbrief von Querschüsse:

      Herbert Giersch, Gründungsmitglied in den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, seit den 60ern führender Angebotstheoretiker, Ordinarius an die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft und Präsident der extrem neoliberalen Mont Pelerin Society, empfahl in Deutschland die Beschneidung des Staates – der Markt könne alles besser richtig. Dazu, so empfahl er, sei eine stärkere Verschuldung des Staates wünschenswert, diese würde automatisch die Handlungsfähigkeit des Staates einschränken und die Vorherrschaft des Marktes, der ja alles besser und effizienter regelt, fördern. Außerdem sei eine größtmögliche Privatisierung gesellschaftlicher Aufgaben (entsinnt sich noch jemand an GATS?) anzustreben.

      Fast wortgleich argumentierte David Rockefeller am 1.Feb.1999 unter dem Titel “Looking for New Leadership” in der Newsweek International. Es gehe darum, “den Einfluss der Regierung zurückzudrängen”. So etwas “liegt den Geschäftsleuten am Herzen”, bemerkte er, “andererseits jedoch muss irgend jemand die Rolle der Regierung übernehmen, und da scheint mir die Geschäftswelt der logische Nachfolger zu sein.”

      Also die Krise ist gewollt.

      mfg
      WW

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  6. Hallo Herr Glaser,

    ja, Ingenieure gehen viel offener und vor allem undogmatisch an wirtschaftliche Fragen heran. Die Wirtschaftswissenschaften sind keine exakte Wissenschaft und so gibt es dort parallel unterschiedliche Erklärungsansätze/Theorien (z. B. kann ich Ihnen vier unterschiedliche Wettbewerbstheorien erklären). Keiner dieser Ansätze ist fehlerfrei. Durch die Finanzmarktkrise sind die eklatanten Schwächen vor allem der führenden Theorie (Neoklassik) zu Tage getreten. Aber auch der größte "Konkurrent", der Keynesianismus, macht bei der Erklärung und Bewältigung der Krise keine gute Figur. All diese Ökonomen, werden das nicht so ohne weiteres zugeben und Asche auf ihre Häupter streuen. Das wäre gerade so, als würde ein Maschinenbauingenieur zugeben, dass er von Maschinen eigentlich nichts versteht.

    Was den isländischen Erfolg und eine empirische Herangehensweise an das Problem anbelangt, so gibt es da zwei wichtige Einwände von meiner Seite:

    1)
    Island ist erstens ein sehr kleines Land - mit nur knapp 320.000 Einwohnern. Gerade auch deswegen konnte sich die isländische Bevölkerungen den eigenen Politikern und auch den internationalen Gläubigern erfolgreich widersetzen. Dort werden aus demselben Grund Entscheidungen viel leichter getroffen und Änderungen viel leichter durchgesetzt. Mit einem Industrieland ist Island zudem auch strukturell nicht vergleichbar. Es ist kein Mitglied der EU - auch wenn es das werden will - und hängt auch nicht in einer Währungsunion.

    2)
    Ferner sehe ich aber auch grundsätzliche Probleme bezüglich der Aussagekraft und Übertragbarkeit empirischer Analysen. Die Politik in den Industriestaaten stützt sich ja schon seit vielen Jahren sehr stark auf dieses Instrument. Aber dieses Vorgehen ist rückwärts gewandt, denn Sie werten die Vergangenheit aus und versuchen daraus die Zukunft abzuleiten. In wirtschaftlich turbulenten Zeiten oder in Zeiten des Umbruchs funktioniert das nicht. Und bisher ist es beispielsweise auch noch nicht gelungen "Silicon Valley" zu kopieren, obwohl es andernorts versucht wurde. Denn die Wirtschaft ist eben kein Mechanismus, auch wenn uns das die herrschende ökonomische Schule (die Neoklassik)glauben machen will.

    Die ökonomischen Theorien selbst sind Interpretationsschlüssel für die Realität, das heißt für Daten, Fakten und empirischen Analysen. Und dabei gilt: Alle Prognosen und Orientierungen können immer nur so gut wie der jeweils genutzte Interpretationsschlüssel sein.

    Das zentrale Problem, das wir in Krise seit 2007 haben, ist, dass sich die führenden ökonomischen Theorien in der Krise als untaugliche Interpretationsschlüssel erwiesen haben.

    Grüße
    SLE

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    1. Danke für Ihre ausführliche Antwort. Da habe ich mich wohl falsch ausgedrückt.

      Vollkommen klar - der isländische Turnaround lässt sich nicht blind auf andere Volkswirtschaften übertragen.

      Mag ja sein, dass irgendwelche Politiker empirische Beobachtungen blind in andere Zusammenhänge übertragen. Aber die Wissenschaft geht doch ganz anders vor. Induktion/Deduktion, Empirie/Theorie ergänzen sich.

      Einen anderen Punkt begreife ich nicht.

      Da sämtliche Theorien versagen, liegt der Verdacht nahe; die WW baut keine Schlüssel für die Realität, sondern Schlösser für ihre Lieblingsschlüssel.

      Da erscheint es doch sinnvoll, erst mal heraus zu finden, welche Grundlagen in der Realität wirklich herrschen. Natürlich kann die WW dafür keine Experimente durchführen. Aber es gibt einige analysierbare Beispiele für funktionierendes und nicht funktionierendes wirtschaften.

      Newton hat Gemeinsamkeiten zwischen einem Apfel und dem Sonnensystem erkannt. Von da an hatten die Maschinenbauer eine brauchbare Theorie. Und sie behaupten von vorn herein: eine Wirtschaft ist nicht von Interesse, wenn sie nur die Größe eines Apfels hat?

      Warum bauen Sie Ihre Theorie auf den gescheiterten Theorien auf? Wenn Sie wie Ihre gescheiterten Vorgänger nur auf Deduktion setzen - wieso erwarten Sie, dass Ihre Theorie die wahren Ursachen erklärt?

      Grüße, EG

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  7. Hallo Herr Glaser,

    der herrschenden neoklassischen Theorie wird kritisch und zurecht vorgehalten, dass sie auf Annahmen basiert, die mit der Realität wenig zu tun haben. Ein paar Beispiele sind:

    Alle Marktteilnehmer verfügen über vollkommene Information, handeln zweckrational (Homo Oeconomicus), unabhängig von Raum und Zeit und sie haben jederzeit die vollkommene Übersicht und Voraussicht über das Marktgeschehen, alle auf Märkten gehandelten Produkte sind homogen, also absolut gleichartig, so dass allein der Preis über die Nachfrage entscheidet und alle Produktionsfaktoren und Güter sind beliebig teilbar und unbegrenzt mobil.

    Entscheiden sie selbst, inwieweit diese Annahmen die Realität abbilden.

    Mein Ansatz ist gewesen, realistische Annahmen in die (Markt- und Wettbewerbs-)Theorie einzubauen. Ein paar Beispiele:

    In meinem Ansatz gehe ich von sowohl zeitlicher als auch räumlicher Entwicklung aus, anstelle des Homo Oeconmicus differenziere ich eine ganze Reihe unterschiedlicher Verhaltenstypen, die Homogenitätsannahme weiche ich auf, und für die Nachfrage ist nicht nur der Preis entscheidend, sondern - je nach Marktgegebenheiten und dominierendem Verhaltenstypus - in unterschiedlicher Gewichtung auch die Qualität sowie funktionale Gesichtspunkte; das alles ist veränderlich und zwar abhängig vom Verlauf der Marktentwicklung, der wiederum von der spezifischen Form des Wettbewerbs abhängt.

    Ich würde vor diesem Hintergrund nicht sagen wollen, dass ich auf einer gescheiterten Theorie aufbaue. Die herrschende Theorie ist eine statische, entwicklungslose und ahistorische Gleichgewichtstheorie. Für meinen Ansatz trifft eher das Gegenteil zu. Habe ich nur auf Deduktion gesetzt? Baue ich auf einer gescheiterten Theorie auf? Ich denke, das kann man so nicht sagen.

    Sie sagen, Newton hat Gemeinsamkeiten zwischen einem Apfel und dem Sonnensystem erkannt, warum sollte also nicht auch Island für die Erklärung der Wirtschaft eine Art Apfel sein. In der Wirtschaft handeln Menschen und insofern geht es immer auch um soziale und kulturelle Faktoren. Anders ausgedrückt ist der Apfel in Island nicht derselbe wie der in Griechenland und der meines Nachbarn nicht derselbe wie meiner. Insofern ist die Frage bei der Theorienbildung, wie weit die Verallgemeinerung gehen kann und was eine solche Theorie dann tatsächlich gesichert aussagen kann. Ich denke, es ist für den Bereich der Wirtschaft letztlich viel weniger als die herrschende, aber realitätsferne Wirtschaftstheorie aussagen zu können beansprucht.

    Zum Fall Island: Ich habe ja nicht gesagt, dass das Beispiel Island irrelevant ist. Ich habe nur gesagt, dass es nicht übertragbar ist und auch Gründe dafür genannt.

    Viele Grüße
    SLE

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