Sonntag, 20. Mai 2012

G8-Treffen in Camp David: Der Gipfel der Geschmacklosigkeit


Wie heißt es immer: In schweren Zeiten schauen die Menschen auf diejenigen, die sie an der Spitze stehend führen.
Und schwer sind die Zeiten in jedem Fall.
Das gilt ganz besonders für die Schuldenstaaten, die immer tiefer in der Krise, wirtschaftlicher Not und teils chaotischen Verhältnissen versinken. Das gilt nicht nur für Griechenland sowie in zunehmendem Maße auch für Portugal, Spanien und Italien. Es gilt auch für Großbritannien und insbesondere für die USA – auch wenn das gegenwärtig nicht im Fokus der Berichterstattung steht.
Gerade darum sollte es beim Treffen der Staats- und Regierungschefs der weltweit führenden acht Industrie-nationen und Vertreter der Europäischen Kommission und des Europäischen Rates in Camp David in den USA gehen. Die Zwischenbilanz der Krisenbekämpfung ist alles andere als ermutigend: Alles, was in Europa bisher gegen die Schulden- und Wachstumskrise unternommen wurde und das war nicht wenig, vor allem war es auch sehr teuer, hat die Lage für und vor allen Dingen der Menschen in den Krisenstaaten nicht verbessert. Die Lage hat sich im Gegenteil immer weiter verschlechtert. In den USA sieht es keineswegs rosiger aus, auch wenn Präsident Barack Obama dies die Weltöffentlichkeit gerne glauben machen möchte. Dort herrscht indes eine politische Paralyse, die nicht nur dem laufenden Präsidentschaftswahlkampf geschuldet ist, sondern ebenso der exorbitanten und weiter ansteigenden Verschuldung sowie, was den Krisenkurs anbelangt, derselben Orientie-rungslosigkeit, die sich zuletzt auch in Europa breitgemacht hat.
Das Resultat der nun schon seit 2008 andauernden Krisenpolitik ist, man kann es nicht beschönigen, erschüt-ternd. Und erschütternd ist auch, was der G8-Gipfel in Camp David in Anbetracht des Ernstes der Lage und vor allem der Dringlichkeit der Beantwortung der Frage, wie man denn nun endlich effektiv die Schulden- und Wachs-tumskrise in den Griff bekommen kann, an konkreten Ergebnissen gebracht hat: Nichts. (1) Die Chefs der führenden acht Industrienationen haben keine ermutigenden Neuigkeiten für all jene Menschen und Staaten, die immer stärker unter den Folgen der ungebremsten Vertiefung der Krise zu leiden haben. Auf mehr als wolkige Allgemeinplätze konnten sie sich nicht verständigen. Nicht einmal ansatzweise ist so etwas wie eine gemeinsame Linie zu erkennen gewesen.
Stattdessen bekommt die Welt Bilder von kindlich vergnügten Staats- und Regierungschefs zu sehen (2), die in Camp David das Finale der Champions League zwischen Bayern München und Chelsea am Fernsehen verfolgen.
Gewiss, auch Staats- und Regierungschefs sind Menschen und mithin Fußballfans. Vielleicht wurden uns diese Bilder von ihnen präsentiert, weil sich Wahlstrategen oder wer auch immer dachte, es sei eine gute Sache, einmal die menschliche Seite derjenigen zu präsentieren, die bestimmen, wie und wo es global vorangeht. Wie dies wirken würde, wenn mit Blick auf Lage in den Krisenstaaten die brennenden Fragen weiter unbeantwortet bleiben und damit die Betroffenen mit ihren Problemen alleine gelassen werden, darüber hat offensichtlich niemand nachgedacht. Ansonsten wäre er schnell zu dem Schluss gelangt, dass solche Aufnahmen aus dem G8-Gipfel einen Gipfel der Geschmacklosigkeit machen würde.
Das G8-Treffen ist für den Rest der Welt eine herbe Enttäuschung. Die Bilder von den weltweit mächtigsten Staatslenkern,die weltvergessen, entspannt und vergnügt das Endspiel der Champions League anschauen, unterstreichen die unterirdischen Resultate des Treffens und führen aller Welt auch bildlich glasklar vor Augen, was sie von den Menschen an der Spitze, die sie durch die Krise führen sollen, in der Not wirklich erwarten kann: Nichts.

3 Kommentare:

  1. "Konsolidierung UND Wachstum", Griechenland soll im Euro bleiben UND seine Verpflichtungen erfüllen - das sind die Zauberformeln, die in Camp David ersonnen wurden. Sie klingen gut, da sie sowohl Obama als auch Merkel, Hollande wie Cameron in den Kram passen - jeder kann sein Gesicht wahren, niemand hat verloren. Weder muss man Athen sofort aus dem Euro werfen, noch muss man frisches Geld in die Hand nehmen, heißt die frohe Botschaft aus Camp David.
    Doch in Wahrheit sagt sie nichts anderes, als dass die Großen Acht ratlos sind und die Dinge treiben lassen. http://lostineurope.posterous.com/kontrollverlust-iii

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    1. Ganz meine Meinung. Interessant ist übrigens in diesem Zusammenhang die Einschätzung von Ambrose Evans-Pritchard vom Telegraph, auf die ich aufmerksam gemacht wurde, weil sie auf einer Analyse der Kosten des ach so gerne angedrohten Rauswurfs der Griechen aus dem Euro basiert:

      http://blogs.telegraph.co.uk/finance/ambroseevans-pritchard/100017148/appetiser-cost-of-greek-exit-is-e155bn-for-germany-france-trillions-for-meat-course/

      Ich denke, damit liegt er richtig. Auch das sind leere und im Grunde hilflose Drohungen.

      Viele Grüße
      SLE

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  2. Diesen Figuren und ihren Staeben / Ministerien quillt die Unfaehigkeit nicht nur aus den Ohren. Sie bekommen keine saubere Ursachenanalyse hin. In Bezug auf die laufende Krise seit fuenf! Jahren. Wenn man die Asienkrise 1997 als Startpunkt fuer die Moeglichkeit einer Ursachenanalyse waehlt seit 15 Jahren.
    Dabei traegt jeder Hanswurst heute ein Mehrfaches an Rechenleistung in seinem Labtop spazieren, als die NASA zur Zeit der Mondfluege weltweit installiert hatte. Alle 5 bis 12 Jahre verdoppelt sich angeblich das Wissen der Menschheit. Nur die sog. Wissenschaft, die sich die Existenzgrundlage der Menschen, das System Wirtschaft, zum Objekt ihrer Bemuehungen gewaehlt hat stagniert nicht nur, sondern verrennt sich sich in einen Irrsinn, der die Menschheit an den Abgrund gefuehrt hat. Und die ganze Wirtschafts- und Politikelite weiss nichts besseres zu tun, als diesen Schwachsinn zum Dogma zu erheben.
    Dabei ist es wirklich nicht so schwer zu verstehen, dass die Wirtschaft in ihrer aktuellen Konstellation durch Konzentrationsprozesse gepraegt ist, die zwangslaeufig zu destruktiven Instabilitaeten fuehren muessen.
    Bei einem Geldsystem, was die Geldmenge nach oben begrenzt, z.B. durch einen Goldstandard entstehen dadurch Probleme, wie sie in den spaeten 20ern des vergangenen Jahrhunderts zu beobachten waren. Den Massen wurde durch diesen Konzentrationsprozess die Moeglichkeit zur auskoemmlichen Teilnahme am System Wirtschaft zunehmend entzogen. Die Folge eine deflationaere Abwaertsspirale und eine tiefe Depression. Zur Ueberwindung wurden Wege gesucht und beschritten, die Geldmenge soweit wachsen zu lassen, das diese Erstickung nicht statt findet. leider wurde die Ursache damit nicht wirklich behoben. Denn 70 Jahre spaeter stellt sich heraus das die Konzentrationsprozesse immer noch wirksam sind, welch ein Wunder, und auch eine Wirtschaft mit der Moeglichkeit zur unendlichen Geldschoepfung ruinieren und in eine tiefe Krise stuerzen koennen.
    Das scheint aber den Koepfen die seit dreissig Jahren mit neoliberalem Beton ausgegossen sind, nicht zugaenglich zu sein. Ich frage mich wofuer das G bei den G8 steht? Mein starker Verdacht GEISTESKRANK.
    Viele Gruesse
    Georg Trappe

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