Wenn die Wirtschafts- bzw. Finanzminister
der Euro-Länder zu ihren informellen Treffen zusammenkommen, um Angelegenheiten
zu beraten, die im Zusammenhang mit dem reibungslosen Funktionieren des Euro-Raums und der Wirtschafts- und Währungsunion stehen, dann ist von
den Treffen der „Euro-Gruppe“ die Rede. An diesen Zusammenkünften nimmt die
Europäische Kommission, vertreten durch den Wirtschafts- und Währungskom-missar Olli
Rehn, teil, die diese Treffen auch gemeinsam mit den Ministern vorbereitet. Gegebenenfalls
wird auch die Europäische Zentralbank dazu eingeladen.
So ist es im Vertrag über die „Arbeitsweise
der Europäischen Union“ (Artikel 137 AEUV) und im Protokoll des EU-Vertrages
über die „Euro-Gruppe“ festgelegt.
Zur „Euro-Gruppe“ gehört Zypern.
Die Minister der Euro-Länder wählen auch den
Präsidenten der Euro-Gruppe. Das ist seit kurzem der nieder-ländische
Finanzminister Jeroen Dijsselbloem. Ob er im Moment sehr glücklich darüber ist,
darf man bezweifeln.
Das Management der Euro- bzw. der
europäischen Schuldenkrise ist die Angelegenheit der „Euro-Gruppe“. Mit der
Entscheidung über das für Zypern geschnürte Rettungspaket, das eine
Zwangsabgabe für alle Einlagen bei Zyperns Banken beinhaltet, auch für die
unter 100.000 Euro, hat die für ihr Krisenmanagement ohnehin immer wieder kritisierte
„Euro-Gruppe“ ihr Meisterstück des Missmanagements vorgelegt.
Die Europäische Zentralbank findet sich
aufgrund dieser „Glanzleistung“ der Regierungspolitiker der Euro-Länder zum
wiederholten Male an dem Punkt wieder, an dem sie nur noch die Wahl hat, es entweder
auf mögliche Erschütterungen der Stabilität des europäischen Bankensektors einfach
ankommen zu lassen oder, was definitiv nicht ihre Aufgabe ist, auszubügeln, was
die Regierungen der Euro-Länder nach allen Regeln der Kunst verbockt haben. Denn
allein die Nothilfe („Emergency Liquidity Assistance" (ELA)) der EZB hält die
ansonsten bereits insolventen Krisenbanken Zyperns derzeit noch am Leben und
die läuft am kommenden Montag aus, wenn bis dahin die Solvenz dieser Institute
nicht durch ein wie auch immer konzipiertes Rettungspaket sichergestellt werden
kann. Das Problem: „Eigentlich“ darf die EZB nur solvente Banken mit dieser Liquiditätshilfe
stützen.
Die Euro-Gruppe hat zwar mittlerweile ihre
Bereitschaft erklärt, eine andere, die Guthaben unterhalb von 100.000 Euro
schonende Lösung für die Zwangsabgabe zu akzeptieren. Sie insistiert aber
weiterhin darauf, dass dadurch ein Gesamtbetrag von 5,8 Milliarden Euro zusammenkommen
muss.
Die Regierung und das Parlament Zyperns
haben jedoch mit der Ablehnung des ursprünglichen Rettungspaketes und der
Aufnahme von Verhandlungen mit Russland klar signalisiert, dass sie bestrebt
sind eine andere Lösung zu finden, bei deren Aushandlung die Euro-Gruppe eventuell
gar nicht mehr mit am Tisch sitzt.
Gelingt das nicht, müssen Zyperns
Politiker entweder den Staatsbankrott akzeptieren oder kleinlaut den
Forderungen der Euro-Gruppe nachgeben. Kommt sie indes tatsächlich zustande, dann
wäre das für die Euro-Gruppe eine riesengroße Blamage auf der weltpolitischen
Bühne: Das große Europa lässt sich vom winzigen Zypern quasi vor die Tür setzen
oder anders ausgedrückt der Schwanz wackelt mit dem Hund – zum stillen Vergnügen
Russlands. Was das für kommende Verhandlungen mit anderen Krisenstaaten in der
EU bedeuten würde, kann sich jeder leicht vorstellen.
Die russische Regierung wiederum ist
überhaupt nicht erfreut darüber, dass sie – als großer Kreditgeber Zyperns und
angesichts des finanziellen Gewichts russischer Unternehmen und Anleger für Zypern
– bei der Konzipierung des Rettungspaketes von der Euro-Gruppe nicht angehört
wurde. Denn, so der russische Ministerpräsident Dmitrij Medwedjew, in Zypern hätten
nicht nur solche russischen Geschäftsleute Konten, die versuchten, sich zu
verstecken. Vielmehr sei der Inselstaat bedingt durch seine Gesetzgebung für
die Abwicklung von Geschäften attraktiv – auch für offizielle, staatliche
russische Strukturen. Zudem rechnet er mit Klagen, wenn noch länger alle
laufenden Operationen der Banken in Zypern, gerade auch solcher mit russischer
Beteiligung, die völlig gesund seien, blockiert wären. Denn dadurch drohten
hohe Verluste. (1)
Aus Sicht des russischen Ministerpräsidenten
hat sich die Euro-Gruppe in der Zypern-Krise wie der sprich-wörtliche Elefant im
Porzellanladen verhalten. Die Verhandlungen über die Zypern-Rettung hätten mit
allen interessierten Seiten geführt werden müssen. (2)
Die russische Regierung könnte nun die
Blamage für die Euro-Gruppe tatsächlich perfekt machen, indem sie Zypern
alleine rettet oder erreicht, dass sie bei einer Neuverhandlung
gleichberechtigt mit der Euro-Gruppe am Tisch sitzt.
Doch egal, wie die Geschichte des vorläufig
verpatzten Versuchs der Zypern-Rettung letztlich ausgeht, der Vertrauensschaden
bei Investoren und Bankkunden ist angerichtet. Auf den Kosten, die dieser für
die Euro- Gruppe verursacht, werden einmal mehr die Steuerzahler sitzen bleiben und
natürlich ganz besonders auch die in Deutschland.
Die Bundestagswahl voraus, wäre der Zypern-Schuss
für den Bundesfinanzminister und Bundeskanzlerin Angela Merkel damit dann wohl nach
hinten losgegangen. Das Problem: Wie teuer der Deckel letztlich wird, den sie
infolgedessen werden bezahlen müssen, darauf haben beide praktisch keinen Einfluss.
Fazit: Jetzt beginnt das Krötenschlucken.
Beobachten Sie deswegen die Gesichter der zentralen
Akteure in diesem Drama. In der „Euro-Gruppe“ sind alle Favoriten versammelt – Rettung
fraglich.
So ganz kapier' ich das nich: Die Zyprioten müssen "irgendwas" "bleastbares" "tragfähiges" "nachhaltiges" vorlegen, worüber die €urogruppe dann noch gaggern will ...? Hä? Warum sacht - sofern das Angebot valide ist und angenommen wird - der Zypriote nich einfach: Solidarität war gestern, wie verscherbeln jezz unsere Gasvorräte an den, der sie haben will, und gut iss?
AntwortenLöschenAn Europa iss ja eh niemand mehr interessiert. Jeder für sich alleine iss doch besser, oder? (Ich kann gar nich soviel fressen wie ich kotzen möcht' ... und die Kanzleuse, als beliebester Politnik, bleibt uns auch noch erhalten!1!! *arrgh*)