Freitag, 25. Juli 2014

Streit um MH17-Absturz und Raketeneinsatz: Unbewiesene Anschuldigungen werden durch ständige Wiederholung nicht wahrer!



Keine der bisher an die Adresse Russlands und die der Separatisten gerichteten schweren Anschuldigungen der US- und der ukrainischen Regierung im Zusammenhang mit dem Absturz von Flug MH17 in der Ostukraine ist bisher bewiesen worden.
Regelmäßig sprechen speziell die Verantwortlichen in der US-Regierung und bei den US-Geheimdiensten davon, dass sie für ihre Anschuldigungen Beweise hätten. Doch Fakt ist, dass bisher kein einziger dieser angeblich vorhandenen Beweise der Öffentlichkeit präsentiert wurde.
Stattdessen werden ebenfalls immer wieder vorgeblich aussagekräftige Informationen an die internationale Presse lanciert, die aber bei genauerer Betrachtung oberflächlich und vage gehalten sind und hinsichtlich der angeblich vorhandenen Hinweise oder Beweise überhaupt kein klares Bild ergeben. Stets suggerieren diese von Washington und Kiew gegenüber der Presse getätigten Aussagen mehr als sie belegen.
Außerdem hat sich bisher auch keine der in den internationalen oder sozialen Medien gebrachten Enthüllungen, die als angebliche Belege für eine spezifische Schuld der Separatisten und/oder Russlands in Bezug auf den Abschuss von MH17 präsentiert wurden, als belastbar herausgestellt.
Im Gegenteil erwiesen sich diese Hinweise im Nachhinein als Fälschung oder als so stark verfälscht, dass sie überhaupt keinen Hinweischarakter mehr hatten.

Reuters zitierte Separatisten-Kommandeur bezüglich BuK-Raketensystemen offenbar falsch

Das gilt zum Beispiel auch im Falle des jüngst interviewten Kommandeurs des separatistischen Volkswehr-Bataillons Wostok, Alexander Chodakowski, den Reuters exklusiv dahingehend zitiert hatte, die Separatisten verfügten in der Tat über BuK-Raketensysteme. (1)
Die US-Regierung und der Regierung in Kiew behaupten, dass das Passagierflugzeug der Malaysia Airlines mit der Flugnummer MH17 mit Hilfe eines solchen BuK-Flugabwehrsystems von Separatisten abgeschossen worden ist. Die Separatisten hatten zuvor beteuert, nicht über Raketensysteme zu verfügen, mit denen ein Abschuss der Passagiermaschine in 10.000 Metern Höhe möglich gewesen wäre.
Chodakowski dementierte jedoch nach Veröffentlichung des Artikels, in dem Reuters ihn zitierte (2), das gesagt zu haben. Und offenbar belegt die Videoaufzeichnung des Interviews, dass Reuters die Aussagen zumindest grob falsch übersetzt, ihn in jedem Fall aber stark verfälscht wiedergegeben hat. (3) Dass die ostukrainischen Rebellen BuK-Systeme haben, hat er nicht gesagt.

Russischer Analyse der Umstände des MH17-Absturzes setzt US-Regierung Behauptungen entgegen, die nicht belegt werden

Auf die Analyse des russischen Verteidigungsministeriums zu den Abläufen unmittelbar vor dem Absturz von Flug MH17 im Luftraum und auf dem Boden in der Ostukraine, deren Ergebnisse auf einer Pressekonferenz am Montag, den 21. Juli zusammen mit daraus abgeleiteten und für die Regierung in Kiew äußerst heiklen Fragen präsentiert worden waren (4) (5), antwortete das Außenministerium in Washington jetzt erneut nur mit unbelegten Aussagen. Die stellvertretende Sprecherin des US-Außenministeriums, Marie Harf, behauptete unter Berufung auf US-Experten, die USA seien der Ansicht es sei unmöglich, dass das ukrainische Militär Flug MH17 aus der Luft oder vom Boden aus abgeschossen haben könnte. Darauf deuteten auch die an den Wrackteilen zu sehenden Beschädigungen hin. (6)
Was die Beschädigungen an den Wrackteilen angeht, so steht eine offizielle Analyse noch aus. Die US- Regierung kann sich dabei folglich nur auf eigene Auswertungen verfügbaren Bildmaterials berufen. Als Beweis kann das kaum gelten.
Mehr noch fällt auf, dass bisher weder die US-Regierung noch die Regierung in Kiew den Funkverkehr zwischen den Fluglotsen und Flug MH17 als Beleg für ihre Anschuldigungen verwendet haben.
Merkwürdigerweise hat bisher aber auch niemand danach gefragt.
Es hat des Weiteren auch niemand nach dem Funkverkehr zwischen den in der Nähe des Absturzortes statio-nierten BuK-Raketensystemen der ukrainischen Armee gefragt. Laut Angaben des russischen Verteidigungs-ministeriums waren dort zum Zeitpunkt des Absturzes 27 dieser Flugabwehrsysteme in Stellung gebracht. (7)

Neue unbelegte Behauptungen Kiews und Washingtons bezüglich des Abschusses von zwei ukrainischen Kampfjets

Zuletzt haben die Regierungen in Kiew und Washington den Vorwurf erhoben, zwei ukrainische Kampfjets vom Typ Su-25 seinen von russischem Territorium aus mit Raketen abgeschossen worden. Belege dafür wurden allerdings erneut nicht geliefert.
Mehr noch waren die ukrainischen Angaben zum Abschuss widersprüchlich, denn zunächst machte das ukrainische Militär die Separatisten für den Abschuss der beiden Kampfjets verantwortlich, was impliziert, dass diese im Gefecht von Milizionären mit von der Schulter abzufeuernden Raketen (sogenannte Manpads) getroffen wurden. (8)
Danach wartete der Sprecher des Nationalen Rates für Sicherheit und Verteidigung, dessen Chef Andrij Parubij von der rechtsextremen Partei Swoboda ist, jedoch mit einer anderen Version auf. Es seien "mächtige Luftab-wehrraketensysteme" zum Einsatz gekommen. Die Raketen, die die Kampfjets von Typ Suchoi-25 getroffen hätten, seien "nach vorläufigen Informationen von russischem Territorium aus abgeschossen" worden. Die Maschinen waren demnach in einer Höhe von 5200 Metern unterwegs“ … und damit außerhalb der Reichweite von „Manpads“. (9)
Sie sehen, liebe Leser, wie vage auch in diesem Fall die Formulierungen gehalten sind. Genau so haben es Kiew und Washington bisher immer gehalten.
Russland dementiert dies, unter anderem damit, dass es den von Kiew angegebenen Typ des Raketenwerfers, mit dem die beiden Jets von russischem Gebiet aus abgeschossen worden sein sollen, gar nicht gibt. (10) Belege, wie gesagt, wurden nicht vorgelegt und das hat Moskau auch moniert.
Am Tag des Abschusses war darüber hinaus sogar unklar, wo genau die getroffenen Maschinen niedergingen. Ein Armeesprecher sprach zunächst davon, die Kampfjets seien nahe der Stadt Snischne östlich der Rebellen-hochburg Donezk getroffen worden. Ein anderer Militärsprecher erklärte hingegen, die Flugzeuge seien im Süden der Region Lugansk abgestürzt.
Auch diese Widersprüchlichkeiten machen die unmittelbar nach dem Abschuss von Kiew erhobenen und unbelegten Vorwürfe gegenüber Russland nicht glaubwürdiger. Es sieht vielmehr nach einem kaum mehr zu verbergenden Informationschaos auf ukrainischer Seite aus.
Dass gestern die Regierungskoalition in Kiew zerbrochen und die Regierung Jazenjuks zurückgetreten ist, zeigt, dass sich das Chaos in der Ukraine keineswegs allein auf die Informationspolitik des Militärs und der Regierung erstreckt. Zuvor hatte das Parlament aus Sicht der Regierung wichtige Gesetzesinitiativen blockiert. Abgelehnt wurde unter anderem ein Gesetz zur Beteiligung ausländischer Investoren am Gasleitungsnetz der Ukraine. (11) Dass Jazenuk dies als Grund für den Rücktritt angibt, zeigt, wie groß die Uneinigkeit über den politischen Kurs und die Maßnahmen innerhalb der bisherigen Regierungskoalition ist.
Nichtsdestotrotz hat jetzt auch die Regierung in Washington Russland des Abschusses der beiden Militärjets beschuldigt – ohne Belege dafür vorzulegen. So wie bisher jedes Mal gab es auch in diesem Fall von Washington nur unverbindliche Verweise auf angeblich vorhandene Beweise und Informationen der eigenen Geheimdienste. (12)

Erstmals Vorwürfe gegen Kiew wegen Menschenrechtsverletzungen im Kampf gegen Separatisten

Andererseits – und das ist ein Novum – wirft jetzt Human Rights Watch der Regierung in Kiew erstmals vor, im Kampf gegen die Separatisten in der Ostukraine in einer Weise gegen das Kriegsrecht verstoßen zu haben, die als Kriegsverbrechen eingestuft werden kann.
Demnach haben ukrainische Regierungstruppen und regierungsnahe Milizionäre zwischen dem 12. Und 21. Juli in dicht besiedelten Gebieten im Raum Donezk mindestens viermal zielungenaue "Grad"-Raketen russischer Bauart eingesetzt. 16 Zivilisten wurden getötet. (13)

Die ständige Aufstellung neuer und Wiederholung alter Anschuldigungen macht unbewiesene Behauptungen nicht wahrer

Unter dem Strich ist die Beweislage Kiews und Washingtons für alle in den Medien verbreiteten alten und neuen Anschuldigungen gegenüber den Separatisten und Russland im Zusammenhang mit dem Absturz von MH17 und dem Einsatz von Boden-Luft-Raketen mehr als dürftig.
Für die in technischer Hinsicht sowohl in allen militärischen als auch in Geheimdienst-Angelegenheiten mit großem Abstand führenden USA ist das de facto nichts anderes als ein peinlicher Offenbarungseid. In Bezug auf die Russland damit verursachten Schwierigkeiten und finanziellen sowie Image-Schäden ist das ein kaum mehr länger zu verantwortendes und einer Großmacht letztlich unwürdiges Verhalten. Trotzdem hält Europa und der Rest der Welt still.
Je länger Washington auf diese Weise weitermacht, desto unglaubwürdiger wird aber die US-Regierung und desto mehr wird zwangsläufig auch die Frage in den Vordergrund rücken, ob sie im Zusammenhang mit dem Absturz des Fluges MH17 nicht selbst etwas zu verbergen hat.
Gerade deswegen sollte die Europäischen Union viel stärker als bisher auf die US-Regierung einwirken, endlich Belege für die aufgestellten Anschuldigungen vorzulegen und damit aktiv zur Klärung der Ereignisse im Zusammenhang mit dem Absturz von Flug MH17 beizutragen, anstatt ins Blaue hinein die Sanktionsspirale zu befeuern, die abgesehen von Russland Europa mehr als irgendjemandem sonst wirtschaftlich schwer schadet.
Es bleibt dabei: Die US-Regierung ist gefordert, ihre schweren Anschuldigungen zu belegen und damit aufhören, Nebelkerzen zu zünden, indem sie fortlaufend neue, unbelegte Anschuldigungen in die Welt setzt und verbreitet.
Damit mich niemand missversteht: Das zu fordern, hat nichts mit Parteiergreifung zu tun. Es ist eine Frage der Objektivität und die wurde bisher von vielen nicht gewahrt – ganz besonders von den Medien nicht.

4 Kommentare:

  1. Warum sind insulare Ereignisse überhaupt so bedeutend? Ich mache meine Entscheidung, ob der Kampf der Separatisten legitim ist nicht davon abhängig, ob diese MH17 abgeschossen haben oder nicht. (Falls ja, dann gehören uU die direkt Verantwortlichen inkl. Befehlsgeber bestraft.)

    In unseren Medien heißt es, dass dieser Abschuss alles verändere. Dies ist ein propagandistisches Ausschlachten des Vorfalls. Der Wunsch EU/NATO von Russlands Grenzen fernzuhalten ist aus meiner Sicht nach wie vor legitim.

    Ich weiß nicht, wer das Flugzeug abgeschossen hat und sobald Nachrichtendienste involviert sind, wird man die Wahrheit auch niemals mit Sicherheit erlangen (traurig, aber wahr). Die Frage "Cui bono?" stellt sich aber schon und die Antwort lautet: "Russlandgegner". Heißt dass, das Kiew hinter dem Abschuss steckt? Nein. Aber es heisst für mich, dass man das alles mit großer Skepsis betrachten muss.

    Deshalb wäre es auch sinnvoller die Ebene der Tragödien-/Verbrechensanalyse zu verlassen und auf die politische Ebene zurückzukehren: Es braucht einen Interessensausgleich zwischen EU und Russland. Sonst gibt es keinen Frieden. Das Gerede von nationaler Souveränität ist irreführend, es handelt sich um eine Angelegenheit zwischen Brüssel und Moskau - nämlich, ob Brüssel Kiew die Tür vor der Nase zuschlagen sollte oder nicht.

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  2. Hallo Anonym,

    es ist eine ganz grundlegende und zudem uralte Erkenntnis der Forschung zum Thema Massenpsychologie, dass sich die Masse immer sehr viel stärker von schockartigen, singulären Ereignissen beeinflussen und vor allem bewegen lässt.

    Das gilt in allen Bereichen. Beispielsweise wird eine einzelne, deutliche Steuererhöhung die Bevölkerung auf die Palme bringen Aber viele kleinere, politisch entschiedene Maßnahmen, die im Effekt vielleicht eine viel stärkere Belastung der Steuerzahler bewirken, darüber gebe es überhaupt keine Aufregung in der Bevölkerung.

    Oder denke Sie an die Anschläge auf das World Trade Center, nach denen die US-Regierung ohne großen Widerstand Gesetze ändern, in die Freiheitsrechte der US-Bürger massiv eingreifen und Kriege beginnen konnte - alles unter dem Titel der Terrorbekämpfung.

    Das alls wissen die Medien selbstverständlich ebenso wie Politiker und Regierungen. Und den Medien geht es vor allem um Einschaltquoten und Auflagenhöhe.

    Wenn also eine Regierung eine andere wirksam an den Pranger stellen will, dann eignen sich solche drastischen, singulären Ereignisse dazu in höchstem Maße.

    Viele Grüße
    SLE

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  3. Ich bin im Moment zu glauben geneigt, dass die Ukraine den Jet abgeschossen hat.

    Dazu ein paar Überlegungen.
    So ein Luftabwehrsystem ist kein Spielzeug, das holt nicht Flugzeuge runter, wenn man wild Knöpfe drückt. Das ist ein Präzisionsinstrument, das von geschultem Personal bedient werden muss. Geschultes Personal gibt es genug, weil die Rote Armee daran ausgebildet hat. Versehentlich ein Flugzeug runterholen kann also nur passieren, wenn jemand den Befehl gegeben hat, der die Lage falsch eingeschätzt hat.

    Was die einzelnen Parteien wissen, kann man aus ihrem Verhalten rekonstruieren. Die Amis und Russen haben ordentliches Militärequipment und wissen, wer das war.

    Wenn es die Russen wären, hätten die Amis ein Fass aufgemacht. Also sind es nicht die Russen.

    Wenn es die Separatisten wären, hätten sie die Blackboxen vernichtet und wären da jetzt nicht abgezogen. Und Russland würde nicht Aufklärung fordern sondern die Klappe halten, damit nicht der Eindruck entsteht, dass sie diese Monster noch decken.

    Bleibt nur noch die Ukraine. Das ist konsistent mit dem Verhalten der Amis und Russen. Die Amis können nicht die Ukraine anpissen, weil sie ja die Junta da mit viel Geld überhaupt erst installiert haben. Die Russen wissen, dass ihnen keiner glauben würde, wenn sie die Ukraine offen anklagen. Daher halten sie sich betont zurück und sprechen nicht mal die Möglichkeit an, dass die Ukraine das war, fordern nur immer wieder vom Westen Aufklärung.

    Die objektiv debilste Sache, die im Moment gefordert werden kann, sind mehr Sanktionen gegen Russland. Das entbehrt so komplett jeder rationalen Grundlage, dass die Politiker das nicht tun würden, es sei denn, "man" wolle Russland in einen Krieg hineinzuziehen. Und es ist klar, wer dieser "man" ist, der davon profitieren würde.

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    1. Hallo Anonym,

      das, was Sie schreiben, ist schlüssig. Sie finden das auch in einigen Blogs in dieser Form weiter ausgearbeitet und um andere Aspekte ergänzt.

      Zwei Posts fallen mir dazu spontan ein, auf die ich Sie hinweisen möchte, falls es Sie interessiert:

      http://marbec14.wordpress.com/2014/07/20/malaysia-airlines-flug-mh17-was-geschah-wirklich/

      http://hinter-der-fichte.blogspot.de/2014/07/ard-vergesst-die-black-box-kriminelle.html

      Viele Grüße
      SLE

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