Charles Dallara, seit vielen Jahren Leiter
des Institute of International Finance (IIF), sieht an den Finanzmärkten die
nächste Krise aufziehen.
Er hat keinen einzelnen spezifischen Grund dafür,
sondern ein ganzes Set von Gründen: Ob europäische Schuldenkrise, US-Schuldenkrise,
Japan-Krise oder die wackelige Weltwirtschaft – all diese Probleme seien nach
wie vor ungelöst und die Regierungen der führenden Industriestaaten erwiesen
sich zunehmend als inkompetent, passende Antworten darauf zu finden. Über die Folgen
der US-Geldschwemme und des europäischen Durchwurstelns für den Rest der Welt mache
sich dabei kaum jemand Gedanken. Mit ihrer historisch wohl einmalig lockeren
Geldpolitik würden die Notenbanken derzeit dafür sorgen, dass es an den Märkten
ruhig bleibe. Damit verdeckten sie die Probleme nur und so könne das nicht ewig
weitergehen. "Die Märkte bleiben
lange Zeit zu entspannt, um dann überzureagieren", so Dallara. Doch die
unsicheren Aussichten angesichts der vielen ungelösten Probleme "werden sehr wahrscheinlich bald ein Grund
zur Sorge für die Finanzmärkte werden". (1)
Bill Gross von Pacific Investment Management Co. (Pimco) bleibt nicht bei der Analyse der aktuellen Situation stehen, sondern zieht daraus seine Schlüsse. Aus seiner Sicht befinden sich die großen Wirtschaftsnationen in einem Abwertungswettlauf, um ihre Wirtschaft in Schwung zu bringen. Er nennt es Währungskrieg. Deswegen erinnert ihn die gegenwärtige Situation an die in den 1930er Jahren, andererseits aber wohl auch wieder nicht: "Der allzu großzügige Umgang der Notenbanken mit ihrem Scheckbuch wird unweigerlich zu Preissteigerungen und einer Abwertung der Währungen führen", meint er. (2)
Und dann flackern gerade jetzt auch wieder Probleme auf, die fatal an die Zuspitzung der US-Hypothekenkrise und den Finanzmarkt-Crash nach der Lehman-Pleite erinnern. Italiens drittgrößte und zugleich die weltweit älteste Bank, die Bank Monte dei Paschi (BMPS), hat mit auf italienische Staatsanleihen bezogenen Derivaten 720 Millionen Euro Verlust gemacht, woraufhin die Anleger in Scharen aus den Aktien der Bank flohen, weil sie weitere Belastungen, eine zur Rettung notwendig werdende Verstaatlichung befürchten sowie außerdem ähnliche Probleme bei anderen italienischen Banken. (3) Ein ähnliches Problem mit Derivaten – allerdings verbunden mit Milliardenverlusten – hatte vor einigen Monaten auch schon JP Morgan Chase. (4)
Bill Gross von Pacific Investment Management Co. (Pimco) bleibt nicht bei der Analyse der aktuellen Situation stehen, sondern zieht daraus seine Schlüsse. Aus seiner Sicht befinden sich die großen Wirtschaftsnationen in einem Abwertungswettlauf, um ihre Wirtschaft in Schwung zu bringen. Er nennt es Währungskrieg. Deswegen erinnert ihn die gegenwärtige Situation an die in den 1930er Jahren, andererseits aber wohl auch wieder nicht: "Der allzu großzügige Umgang der Notenbanken mit ihrem Scheckbuch wird unweigerlich zu Preissteigerungen und einer Abwertung der Währungen führen", meint er. (2)
Und dann flackern gerade jetzt auch wieder Probleme auf, die fatal an die Zuspitzung der US-Hypothekenkrise und den Finanzmarkt-Crash nach der Lehman-Pleite erinnern. Italiens drittgrößte und zugleich die weltweit älteste Bank, die Bank Monte dei Paschi (BMPS), hat mit auf italienische Staatsanleihen bezogenen Derivaten 720 Millionen Euro Verlust gemacht, woraufhin die Anleger in Scharen aus den Aktien der Bank flohen, weil sie weitere Belastungen, eine zur Rettung notwendig werdende Verstaatlichung befürchten sowie außerdem ähnliche Probleme bei anderen italienischen Banken. (3) Ein ähnliches Problem mit Derivaten – allerdings verbunden mit Milliardenverlusten – hatte vor einigen Monaten auch schon JP Morgan Chase. (4)
Das sind alles Nachrichten aus der vergangenen Woche. Sie können als Zeichen dafür genommen werden, dass man sich auch an anhaltende Instabilität und Krisentendenzen gewöhnen kann und wir mit der Zeit lediglich das Bewusstsein für die Nähe und Ernsthaftigkeit der damit verbundenen Gefahren aus den Augen verlieren. Wir haben es verloren.
Für eine längere Zeit gab es durchaus viele Parallelen zu der Krise in den 1930er Jahren und wir meinten deswegen die Gefahren relativ gut verorten zu können, auch wenn es unterschiedliche Bewertungen gab und gibt. Doch mittlerweile bewegen wir uns auf unbekanntem Terrain. Denn das Krisengebräu hat sich aufgrund der ergriffenen Maßnahmen der Notenbanken, der Banken- und Staatsrettungen sowie voluminöser Konjunkturpakete zu etwas weiterentwickelt, für das es keine historische Entsprechung mehr gibt – auch wenn beispielsweise Harvard-Professor Kenneth Rogoff solche Entsprechungen erkennen zu können meint (5) – und auch keine passende wirtschaftstheoretische Erklärung mehr, schon lange nicht mehr.
Mit anderen Worten hat diese multiple Krise, die noch nicht einmal in allen Volkswirtschaften überhaupt als solche wahrzunehmen ist (z.B. in Deutschland), ihr „Gesicht“ verloren oder besser gesagt hat sie schon ein „Gesicht“, aber das kommt uns immer weniger bekannt vor.
Das ist besonders irritierend für all jene,
die sich der Gefahren nach wie vor bewusst sind und auch der Tatsache, dass sie
sich vergrößern – z.B. Charles Dallara und Bill Gross und viele andere: Für sie
ist das wie ein Blinde-Kuh-Spiel irgendwo in der Nähe eines Abgrunds: Man weiß,
dass er irgendwo sein muss, aber wie weit man davon noch entfernt ist, weiß man
nicht. Die Tatsache, dass es so lange gut gegangen, das heißt, ein Crash
ausgeblieben ist, kann für sie nur bedeuten, dass wir ihm sehr nahe gekommen
sein müssen.
Dass es so lange gut gegangen ist und die Krise kein bekanntes „Gesicht“ mehr hat, erklärt die Stimmung an den Märkten. Der Aufwärtstrend entwickelt seine Zugkraft. Aber es ist zunehmend mehr eine Eigendynamik als eine auf einer realistischen Bewertung der Zukunftsperspektiven beruhende Dynamik. Doch diese Unterscheidung ist im Zuge der halb zur Normalität gewordenen, halb übertünchten Krise für die Märkte irrelevant geworden.
Dass es so lange gut gegangen ist und die Krise kein bekanntes „Gesicht“ mehr hat, erklärt die Stimmung an den Märkten. Der Aufwärtstrend entwickelt seine Zugkraft. Aber es ist zunehmend mehr eine Eigendynamik als eine auf einer realistischen Bewertung der Zukunftsperspektiven beruhende Dynamik. Doch diese Unterscheidung ist im Zuge der halb zur Normalität gewordenen, halb übertünchten Krise für die Märkte irrelevant geworden.
Fragen Sie sich einmal selbst: Ähnelt die
aktuelle Situation an den Märkten vielleicht irgendwie der vor dem Platzen der
New-Economy-Blase?
Wir glauben das nicht. Die New Economy war schließlich ein „Fake“, ein Schwindel. Wir wollen es nicht glauben, weil wir uns nicht vorstellen können, dass es eine Old-Economy-Blase geben könnte oder besser gesagt, was passiert, wenn sich die als „Fake“ entpuppt und platzt.
Wir glauben das nicht. Die New Economy war schließlich ein „Fake“, ein Schwindel. Wir wollen es nicht glauben, weil wir uns nicht vorstellen können, dass es eine Old-Economy-Blase geben könnte oder besser gesagt, was passiert, wenn sich die als „Fake“ entpuppt und platzt.
Fangen Sie damit an – nur zur Sicherheit. Denn genau das könnte der Auslöser für den nächsten Crash sein, die Old Economy, die an den Börsen notierte Realwirtschaft und nicht die seitens der Notenbanken und Politik vollversicherten Banken (wir haben ja schließlich aus der Finanzkrise gelernt). Die Kurse spiegeln deren Zukunftsperspektiven – angesichts der zahlreichen ungelösten Probleme – nicht mehr wider. Sie haben sich wahrscheinlich schon sehr weit von jener Realität entfernt, die uns tatsächlich erwartet – den Notenbanken sei´s gedankt.
Ergänzend empfohlene Artikel:
- UK: Is it time to grasp the debt restructuring nettle? (January 26, 2013)
- Stagnation bei niedrigen Zinsen: Die Fratze der Euro-Krise (v. 28.01.2013)
- UK: Soros hits out at Osborne´s austerity programme (January 26, 2013)
- France `totally bankrupt´, says labour minister Michel Sapin (January 28, 2013)
- UK: MPs attack George Osborne for undermining commitment to cutting debt and fuelling financial uncertainty (January 29, 2013)
- EFTA court: Icesave ruling in Iceland´s favour costs UK taxpayer £100m (January 29, 2013)
- Verlust von rund 720 Millionen Euro: Affäre Monte dei Paschi erreicht EZB-Chef Draghi (v. 29.01.2013)
Geldtheorie
AntwortenLöschen„Man sollte alles so einfach wie möglich sehen – aber auch nicht einfacher.“
Albert Einstein
Der folgende Text des Freiwirtschaftlers Hermann Bartels ist wie kein zweiter geeignet, die Funktion des Geldes als in einer arbeitsteiligen Wirtschaft unverzichtbares, gesetzliches Zwischentauschmittel allgemeinverständlich und wissenschaftlich korrekt zu erklären. Ich habe den Text vollständig überarbeitet, auf das Wesentliche gekürzt und dabei einige Formulierungen geändert und kleinere Fehler korrigiert, um Missverständnisse auszuschließen. Lediglich an staatlichen Hochschulen indoktrinierte „Wirtschaftsexperten“ sowie vom kollektiv Unbewussten gewählte „Spitzenpolitiker“ (Vorurteilsträger) können auf gewisse Verständnisschwierigkeiten stoßen:
Geldtheorie
Dank Ihrer überarbeiteten und zur Verfügung gestellten Texte, Herr Wehmeier, ist mir der Unterschied zwischen „echtem“ Geld und Forderungen auf Geld sowie der durch die Nichtbeachtung dieses Unterschiedes hervorgerufene Unsinn etwas bewußter geworden.
LöschenDennoch ist es für einen Laien alles andere als einfach, wirtschaftliche Zusammenhänge und vor allem Antworten zu der Frage, was Geld überhaupt ist, wirklich zu erfassen, da es zu diesen Themen viele, allzu viele unterschiedliche Auffassungen gibt. Und jeder Vertreter einer Auffassung behauptet im Brustton der Überzeugung, daß nur er allein Recht habe und bezichtigt die Vertreter aller anderen Auffassungen, Unsinn zu verbreiten. Mir als zwischen den Auffassungen stehendem Laien obliegt es nun zu entscheiden, welchen Auffassungen ich Glauben schenken möchte. Wirklich nicht einfach.
HansB.
Ich kann Ihnen nur empfehlen, den gesamten Inhalt von Der Weisheit letzter Schluss zu lesen. Alles, was davon abweicht, ist Unsinn. Danach können Sie alle Zusammenhänge verstehen und sich alle weiteren Fragen selbst beantworten. Besondere Vorkenntnisse - außer lesen können - sind nicht erforderlich.
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