Die Berechnungen des Vermögens der
privaten Haushalte im Global Wealth Databook der Credit Suisse folgen
internationalen Standards, die sich primär aus dem von den Vereinten Nationen
(UN), dem Internationalen Währungsfonds, der Weltbank, der Europäischen
Kommission und der OECD gemeinsam entwickelten „System Volkswirtschaftlicher
Gesamtrechnungen“ („System of National Accounts“ (SNA93) (1)) für die
Erstellung von Vermögensbilanzen privater Haushalte ergeben.
Internationale Standards für die Erstellung von Vermögensbilanzen
Die Europäische Union hat wiederum ein
eigenes „Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrech-nungen“ (ESVG95)
(2), das zum Teil andere Definitionen verwendet als das SNA und zusätzliche
Differenz-ierungen vorsieht, um den Besonderheiten auf europäischer Ebene besser
gerecht werden zu können. Gleichwohl stimmt es im Wesentlichen mit den Standards
des SNA überein und stellt so die internationale Vergleichbarkeit der Daten
sicher. Auf internationaler ebenso wie auf europäischer Ebene wurden die Regeln
zwischenzeitlich überarbeitet. Im Herbst 2014 wird die überarbeitete Fassung
der europäischen Standards („European System of Accounts“ (ESA 2010) (3)) in
Kraft treten.
Diesen Regeln folgen auch die seit einigen
Jahren von der Europäischen Zentralbank gemeinsam mit den nationalen
Notenbanken zwecks besserer Fundierung geldpolitischer Entscheidungen
durchgeführten Erhebungen zum Vermögen und den Finanzen der privaten Haushalte im
Euroraum („Household Finance and Consumption Survey“ (HFCS)). Bei der Bundesbank
läuft diese Erhebung unter dem Titel „Private Haushalte und ihre Finanzen“
(PHF). (4) Erst im Januar hatte die Bundesbank die – auch auf Querschuesse
besprochenen (5) – jüngsten Daten zum Geldvermögen der Deutschen veröffentlicht.
(6)
Eine auch für die Aufsatzreihe zur „Vermögensentwicklung
in der Krise“ bedeutsame Festlegung ist in diesem Zusammenhang, dass zwar
Vermögenstitel für die private Altersversorgung über Versicherungen (z.B.
Riester-Rente) und Pensionsfonds sowie etwa auch Ansprüche aus
Lebensversicherungen in die Vermögensbilanz der privaten Haushalte einfließen,
nicht aber solche aus der gesetzlichen Sozialversicherung und Altersvorsorge,
obwohl dies natürlich wünschenswert wäre. Allerdings würde dies laut Bundesbank
einige Probleme aufwerfen, die nicht einfach zu lösen sind, erst recht nicht
auf internationaler Ebene. (7)
So müssten die zukünftig zu erwartenden
Zahlungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung zunächst einmal zuverlässig
berechnet und dann kapitalisiert werden, was zusätzliche Annahmen erforderlich
macht, etwa zur Lebenserwartung, zum Renteneintrittsalter und zur
Besteuerung von Renten. Weil es sich um umlagefinanzierte Systeme handelt,
finanzieren ferner die privaten Haushalte die Verbindlichkeiten dieses Systems
selbst und deswegen müsste dem erfassten Vermögen ein fiktiver Kapitalstock
hinzugefügt werden. Des Weiteren erfolgt über das umlagefinanziertes
Sozialversicherungssystem zwar eine (intertemporale und interpersonelle)
Umver-teilung, aber keine Erhöhung des aggregierten Gesamtvermögens der privaten
Haushalte eines Landes im Sinne einer Ausweitung der Konsummöglichkeiten. (8)
Auch im Global Wealth Databook der Credit
Suisse werden diese Ansprüche bei der Berechnung des Privat-vermögens der
Haushalte nicht berücksichtigt.
Finanzielles Vermögen: Die Anlageklassen im Golabl Wealth Databook
Was die Differenzierung des finanziellen
Privatvermögens nach Anlageklassen anbelangt, so sind diese ebenfalls in den
oben angesprochenen internationalen und europäischen Standards festgelegt.
Das Global Wealth Databook (10) unterscheidet
bei der Analyse der Zusammensetzung der Portfolios der privaten Haushalte drei Kategorien:
- liquides Vermögen (Bargeld und Einlagen),
- Aktien und andere Beteiligungen bzw. Anteilsrechte (u.a. Genussscheine, Investmentzertifikate) und
- sonstiges finanzielles Vermögen (alle übrigen Wertpapiere sowie das in privaten Versicherungen und Pensionsfonds gebundene Privatvermögen).
Offensichtlich orientiert sich die Credit
Suisse bei dieser Unterteilung des finanziellen Privatvermögens an den oben
angesprochenen internationalen Standards, gibt dazu aber keine näheren Erklärungen.
Allerdings wird ausdrücklich darauf hingewiesen,
dass es nicht möglich ist zu ermitteln, inwieweit „Aktien und andere
Beteiligungen“ von den privaten Haushalten indirekt über Versicherungen und
Pensionsfonds gehalten werden, weil es in den von der Credit Suisse
ausgeschöpften Datenquellen dazu keine Daten gibt.
Bei der Betrachtung und Analyse der
Zusammensetzung des finanziellen Privatvermögens auf Länderebene ist folglich
davon auszugehen, dass Aktien und Beteiligungen auch im Sammelposten „sonstiges
finanzielles Vermögen“ eine Rolle spielen. Aber es bleibt unklar, in welchem
Umfang dies in den verschiedenen Ländern der Fall ist, weil das von der
Anlagestrategie der relevanten Versicherungen und Pensionsfonds abhängt.
Es ist insofern durch die Auswertung der
Daten aus dem Global Wealth Databook im Hinblick auf die Vermögens-entwicklung
in der Krise im Folgenden nicht genau zu klären, in welchem Ausmaß das
Privatvermögen negativ bzw. positiv von den teils heftigen Bewegungen an den
Börsen in dieser Zeit tatsächlich betroffen gewesen ist.
Zusammensetzung des finanziellen Privatvermögens in 15 EU-Ländern
Abbildung 21
zeigt zunächst die Veränderung in der Zusammensetzung des finanziellen
Privatvermögens in 15 EU-Mitgliedstaaten, für die entsprechende Daten
vorliegen. Die Anteile aller drei Kategorien finanziellen Vermögens addieren
sich bei jedem Land im jeweiligen Jahr auf 100 Prozent. Erhöht sich also etwa der
Anteil des liquiden Vermögens in Irland vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2007, dann
gibt es eine entsprechende Reduktion des Anteils der „Aktien und Beteiligungen“
oder des „sonstigen finanziellen Vermögens“ oder – wie im gewählten Beispiel –
bei beiden.
Zu sehen ist in der Abbildung die
Zusammensetzung des finanziellen Vermögens in vier Jahren (2000, 2007, 2009 und
2012). Für Irland fehlen allerdings die Werte für das Jahr 2000, für die Niederlande
die für das Jahr 2012. Wie sich die Zusammensetzung in diesen 15 Ländern in der
Phase der Euro-Krise (2009-2012) verändert hat, geht ebenfalls aus der
Abbildung hervor. Die hellgrünen Säulen stehen für den Anteil des liquiden
Vermögens, die gelben für den der Aktien und Beteiligungen und die pinkfarbenen
für den des sonstigen finanziellen Vermögens. Einige der Ländernamen sind in
blauer Farbe geschrieben. Der Grund dafür ist, dass im Global Wealth Databook
nur für diese EU-Staaten Daten zum Anteil des finanziellen Vermögens am
Brutto-Privatvermögen (finanzielles + nicht-finanzielles Vermögen) ausgewiesen
sind, weswegen nur diese in der weitergehenden Analyse betrachtet werden können.
Denn die auf Länderebene erkennbaren
Verschiebungen bei diesen Anteilen können nur angemessen bewertet werden, wenn
bekannt ist, wie hoch der Anteil des finanziellen Privatvermögens am
Brutto-Privatvermögen ist und wie sich dieser im gleichen Zeitraum verändert
hat. Beim Blick auf Abbildung 18 in Teil 4 wird das nachvollziehbar,
wenn man sich – wie dort veranschaulicht – vor Augen führt, dass der Anteil des
finanziellen Privatvermögens am Brutto-Privatvermögen beispielsweise in den
Niederlanden im Jahr 2013 bei 69,6 Prozent lag, in Frankreich jedoch nur bei
35,1 Prozent. Veränderungen des Anteils des finanziellen Vermögens und Verschiebungen
der Anteile zwischen den drei finanziellen Vermögensklassen schlagen also beim
Privatvermögen in den Niederlanden in absoluten Zahlen ausgedrückt viel stärker
durch als in Frankreich.
Abbildung 21: Zum Vergrößern bitte Abbildung anklicken!
Auswertung von Abbildung 21
Es fällt auf, dass der Anteil des in
„Aktien und anderen Beteiligungen“ (gelbe Säulen) gehaltenen finanziellen
Privatvermögens in den meisten Ländern über den betrachteten Zeitraum hinweg
stark zurückgegangen ist und besonders stark in Griechenland. In Polen und
Dänemark ist das nicht der Fall, in Finnland und Österreich, aber auch in
Italien und Großbritannien hat sich der Anteil der Aktien und Beteiligungen
wieder erhöht.
Eine hohe Bedeutung hat diese Anlageklasse
beim Stand von 2012 aber lediglich in wenigen der 15 EU-Länder. Nur in Finnland
lag der Anteil noch bei über 40 Prozent, in Belgien bei knapp über 30 Prozent,
in Portugal, Schweden und Italien bei über 25 Prozent. Dagegen lag er in
Irland, den Niederlanden, Großbritannien, Deutschland und Frankreich bei nur
noch um die 15 Prozent und in Griechenland ist er sogar auf etwa 5 Prozent
zurückgegangen.
Dieser Rückgang spiegelt sich in den
meisten Ländern in einer positiven Entwicklung des Anteils des liquiden und des
sonstigen finanziellen Vermögens wider.
Stark zugenommen hat die Bedeutung des
liquiden Vermögens als Anlageklasse speziell nach 2007 in Griechenland, aber
auch in Finnland, Polen, Portugal, Belgien, Schweden, den Niederlanden,
Spanien, Italien und Deutschland, allerdings ausgehend von sehr
unterschiedlichen Niveaus. In Dänemark, Schweden, Frankreich und Großbritannien
hat das sonstige finanzielle Vermögen mit einem Anteil von um die 55 Prozent hingegen
einen herausragenden Stellenwert.
Nimmt man einmal nur die Phase der
Eurokrise (2009-2012) und speziell die Euro-Krisenländer in den Blick, dann
lässt sich feststellen:
In Irland
hat sich allein der Anteil des sonstigen finanziellen Vermögens erhöht, in Portugal nur der des liquiden
Vermögens. In Griechenland und Spanien hat sich sowohl der Anteil des
liquiden Vermögens als auch der des sonstigen finanziellen Vermögens erhöht. In
Italien hat sich hingegen der Anteil
des liquiden Vermögens und der der Aktien und Beteiligungen vergrößert.
Wie stark sich das jeweils auf das Brutto-Privatvermögen
ausgewirkt hat, lässt sich auf der Grundlage des Global Wealth Databook
allerdings nur für Italien sagen, weil darin für alle anderen Krisenländer der
Anteil des finanziellen Privatvermögens am Brutto-Privatvermögen nicht
ausgewiesen wird. Wie gesagt liegen diese Daten für die in Abbildung 21
blau gekennzeichneten Länder vor. Sie gehören zugleich zu den weltweit
reichsten Ländern, die schon in Teil 4 untersucht werden.
Zusammensetzung des finanziellen Privatvermögens in 10 Ländern
In Abbildung 22
sind sie deswegen zusammen mit den vier anderen Ländern aus der Gruppe der Top
19 (USA, Japan, Kanada und Australien) aufgeführt. Zur Erinnerung: Diese zehn
Länder vereinten 2013 rund 80 Prozent des globalen Privatvermögens auf sich.
2007 begann die US-Immobilienkrise und 2008 war das Jahr der stärksten
Einbrüche beim Privatvermögen.
In diesem Chart ist neben den Anteilen der
drei Anlageklassen auch der Anteil des finanziellen Privatvermögens am
Brutto-Privatvermögen (blaue Säulen) angegeben und zwar für die Krisenjahre
2007, 2008, 2009 und 2012. Für das finanzielle Privatvermögen in absoluten
Zahlen wurde in Teil 4 bereits veranschaulicht, wie es sich in
dieser Ländergruppe in den Krisenabschnitten 2008-2013 (siehe Abbildung 19)
und 2009-2012 (siehe Abbildung 20) entwickelt hat. Das Global
Wealth Databook weist jedoch für diese Ländergruppe nur die Daten für die
Anteile von liquidem Vermögen, Aktien und Beteiligungen und sonstigem
finanziellen Vermögen bis zum Jahr 2012 aus, für die Niederlande nur bis 2011.
Der Krisenabschnitt 2008-2013 kann deswegen im Folgenden nicht analysiert werden.
Abbildung 22: Zum Vergrößern bitte Abbildung anklicken!
Die Verschiebungen bei den Anteilen
zwischen den Anlageklassen können in dieser Abbildung im Zusam-menhang mit der
Höhe und den Veränderungen des Anteils des finanziellen Vermögens am
Brutto-Privatvermögen betrachtet werden. Letzterer ist in Dänemark und Kanada (etwa
55 Prozent) sowie in den Niederlanden, Japan und den USA (60-70 Prozent) überdurchschnittlich
hoch und jeweils größer als der des nicht-finanziellen Privat-vermögens. In
Großbritannien stieg er zuletzt bis auf knapp 50 Prozent.
Die Anlageklassen wurden für die EU-Länder
bereits in Verbindung mit Abbildung 21 thematisiert. Im Blickpunkt stehen
deswegen bei Abbildung 22 Australien, Kanada, Japan und die USA.
Es fällt auf, dass Aktien und andere
Beteiligungen in den USA eine
vergleichsweise sehr hohe Bedeutung haben, auch wenn diese im Zuge der Krise
abgenommen hat. Unter den in Abbildung 21 aufgeführten EU-Ländern kommt
nur Finnland auf ähnlich hohe Anteilswerte. Fast genauso groß ist in den USA der
Stellenwert der Kategorie sonstiges finanzielles Vermögen. Allerdings hat diese
im Krisenverlauf an Bedeutung gewonnen.
In Japan
haben Aktien und Beteiligungen hingegen nur einen geringen Stellenwert. Sehr
groß ist dort indes der Anteil des liquiden Vermögens und er hat sich im Zuge
der Krise weiter vergrößert. Der Anteil des sonstigen finanziellen Vermögens
hat sich kaum verändert.
Auch in Kanada haben Aktien und Beteiligungen einen vergleichsweise hohen
Stellenwert. Nach einem Rücksetzer in 2008 ist deren Anteil sogar wieder
kontinuierlich gestiegen. Ebenfalls gestiegen ist im Krisenverlauf der Anteil
des liquiden Vermögens, das allerdings als Anlageklasse in diesem Land den
geringsten Stellenwert hat. Einen Rückgang gab es dort zuletzt auch beim sonstigen
finanziellen Vermögen. Dennoch war der Anteil auch in 2012 immer noch höher als
der der Aktien und Beteiligungen.
Ganz anders sieht das Bild in Australien aus. Bei vergleichsweise
geringem Stellenwert des finanziellen Privat-vermögens hat das sonstige
finanzielle Vermögen als Anlageklasse mit Anteilswerten von zuletzt immer noch deutlich
über 60 Prozent eine herausragende Bedeutung. Der Anteil des liquiden Vermögens
ist 2007 bis 2009 gestiegen, während der der Aktien und Beteiligungen im
gleichen Zeitraum sank. Im letzten Jahr, 2012, hat sich nur der Anteil der
Aktien positiv entwickelt, allerdings auf niedrigem Niveau.
Anteilsverschiebungen beim finanziellen Privatvermögen in der Euro-Krise
Zusammenfassend und übersichtlich sind die
angesprochenen Anteilsverschiebungen in den Anlageklassen für die 15 EU-Länder im
Krisenabschnitt 2009-2012 in Abbildung 23
dargestellt und für die Gruppe der 10 Länder in Abbildung 24. In beiden Abbildungen ist für alle Länder die
prozentuale Veränderung des Netto-Privatvermögens (graue Säulen) im angegebenen
Zeitraum abgetragen und – soweit vorhanden – auch die Veränderungen des Anteils
des finanziellen Privatvermögens am Brutto-Vermögen (blaue Säulen).
Abbildung 23: Zum Vergrößern bitte Abbildung anklicken!
Die Veränderungen bei den Anteilen der
Anlageklassen – liquides Vermögen (hellgrün), Aktien und Beteiligungen (gelb)
und sonstiges finanzielles Vermögen (pink) – addieren sich bei jedem Land zu
Null. Dasselbe gilt für die Anteile von finanziellem
und – hier nicht abgebildeten – nicht-finanziellem
Privatvermögen. Letzteres bedeutet mit Blick auf die beiden Abbildungen, dass
sich in all jenen Ländern, in denen die Veränderungen beim Anteil des finanziellen Vermögens negativ sind, der
Anteil des nicht-finanziellen
Privatvermögens um jeweils denselben Betrag vergrößert hat.
Abbildung 24: Zum Vergrößern bitte Abbildung anklicken!
Insgesamt ergibt sich bei den Anteilsverschiebungen
zwischen den Anlageklassen und beim finanziellen sowie nicht-finanziellen
Privatvermögen kein einheitliches Bild. Für deren Bewertung ist letztlich
ausschlaggebend, ob sich das Privatvermögen im betrachteten Krisenabschnitt
vergrößert oder reduziert hat.
Wie sich die Anteilsverschiebungen in der Euro-Krise finanziell ausgewirkt haben
In Abbildung 25
ist dargestellt, welche Veränderungen sich aus diesen Anteilsverschiebungen in absoluten Zahlen (in Billionen
Dollar) ausgedrückt für die in Abbildung 24 berücksichtigten zehn Länder
für die Phase der Euro-Krise (2009-2012) ergeben.
Abbildung 25: Zum Vergrößern bitte Abbildung anklicken!
Stellt man in Abbildung 25 die drei
Säulen bei jedem Land gedanklich übereinander, so ergibt sich jeweils der
Betrag der Veränderung des finanziellen Privatvermögens während der Euro-Krise,
so wie er bereits in Abbildung 20 in Teil 4 (blaue Säulen)
visualisiert worden ist. Abbildung 25 verdeutlicht, wie die drei Anlageklassen
zu den für diese zehn Länder in Teil 4 konstatierten Veränderungen beim
finanziellen Privatvermögen beigetragen haben.
Für Dänemark addieren sich die
Veränderungen in den drei Anlagekassen auf ein leichtes Plus von unter 100
Milliarden Dollar beim finanziellen Privatvermögen. Für die Niederlande ergibt
sich ein Minus knapp unterhalb von Null. Das Plus bei den sonstigen
finanziellen Anlagen konnte dort also das Minus beim liquiden Vermögen und bei
Aktien und Beteiligungen in der Phase der Euro-Krise nicht kompensieren. Im
Falle Großbritanniens gleichen sich Gewinne beim liquiden Vermögen und Verluste
in den beiden anderen Anlageklassen aus.
Für Deutschland, Italien und Frankreich
fallen jeweils Verluste beim finanziellen Vermögen an. Interessanterweise sind
diese in allen drei Ländern beim sonstigen finanziellen Vermögen am stärksten
ausgeprägt. Das gilt besonders für Italien. Dort gab es jedoch im Unterschied
zu Frankreich und insbesondere Deutschland nur geringe Verluste bei Aktien und
Beteiligungen.
Es ist denkbar, dass die ausgeprägten
Verluste beim sonstigen finanziellen Vermögen in diesen drei Ländern unter
anderem auch mit Staatsanleihen zusammenhängen, aber auf Basis der Daten nicht
feststellbar. Das gilt insbesondere auch deswegen, weil, wie oben erläutert,
nicht klar ist, wie sich die Portfolios von Versicherern und Pensionsfonds
zusammensetzen, die laut Credit Suisse den größten Posten bei den sonstigen
finanziellen Anlagen darstellen. Allerdings sind im Zuge der sich
verschärfenden Euro-Krise auch die Aktien in Europa und natürlich insbesondere
in den Euro-Krisenländern massiv unter Druck geraten.
Interessant ist in diesem Zusammenhang,
dass in Australien, Japan und insbesondere in den USA beim sonstigen
finanziellen Vermögen in der Euro-Krise ein stark ausgeprägtes Plus angefallen
ist. In Kanada war das dagegen nicht der Fall.
Starke Gewinne gab es in den USA und
Australien andererseits auch bei Aktien und Beteiligungen, nicht aber in Japan,
was sich wohl vor allem aus der dort sehr geringen Bedeutung dieser
Anlageklasse erklärt. In Japan steuerte hingegen das liquide Vermögen den
größten Teil zum Anstieg des finanziellen Privatvermögens bei. In keinem
anderen Gewinnerland in dieser Gruppe gab es in dieser Anlageklasse eine
vergleichbar starke positive Entwicklung.
Veränderungen beim Privatvermögen nach Vermögensklassen auf einen Blick
Abbildung 26
zeigt für die zehn Länder die Veränderungen in den drei Anlageklassen, beim finanziellen und nicht-finanziellen Vermögen sowie beim Netto-Privatvermögen in der Euro-Krise auf einen Blick. Klar zu
erkennen sind die Euro-Krisen-Gewinner und –Verlierer. Ein paar Dinge kommen
bei diesem Chart ergänzend sehr gut zum Ausdruck.
Anknüpfend an die Ausführungen zu Japan sieht man in diesem Chart wie
groß der Beitrag der Gewinne beim liquiden Vermögen (hellgrün) zum Plus beim
finanziellen Privatvermögen (blau) gewesen ist.
Daneben ist jedoch gut ersichtlich, dass
in Japan das nicht-finanzielle Privatvermögen
(dunkelgrüne Säule) im Unterschied zu den USA
rein betragsmäßig wesentlich zum Plus beim Netto-Privatvermögen (graue Säule)
beigetragen hat. In Australien und
in Kanada war – wie bereits in
Teil 4 festgestellt (siehe Abbildung 20) – der Beitrag des nicht-finanziellen Vermögens zum Plus
beim Netto-Privatvermögen in der Euro-Krise sogar größer als der des
finanziellen Privatvermögens.
Abbildung 26: Zum Vergrößern bitte Abbildung anklicken!
Im Fall Italiens und Deutschlands
ist zu sehen, dass zwar die Verluste beim finanziellen
Privatvermögen am größten waren, aber eben auch beim nicht-finanziellen Vermögen ein ausgeprägtes Minus angefallen ist.
Deswegen sind diese beiden Länder in der betrachteten Länderauswahl die größten
Euro-Krisen-Verlierer beim Netto-Privatvermögen gewesen. Noch etwas besser zu
erkennen ist das in Abbildung 27,
in der die USA und Japan weggelassen wurden.
Sehr deutlich zeigt diese Abbildung im
Übrigen auch, dass sich das große Minus beim Netto-Privatvermögen im Falle Großbritanniens
allein aus den Verlusten beim nicht-finanziellen
Privatvermögen (insbesondere Immobilien und Land) erklärt.
Dass das Minus beim Netto-Privatvermögen (graue Säule) in Großbritannien in der
Euro-Krise kleiner als das beim nicht-finanziellen
Privatvermögen ausgefallen ist, erklärt sich aus der Entwicklung bei den privaten Schulden. Sie sind in der
Euro-Krise leicht zurückgegangen (siehe dazu Abbildung 18 und Abbildung 20).
Abbildung 27: Zum Vergrößern bitte Bild anklicken!
Fazit
Unter dem Strich lassen sich aus der
Analyse der drei Vermögensklassen zwar einige zusätzliche Erkenntnisse darüber
gewinnen, wie sich die Euro-Krise auf die Entwicklung der Privatvermögen in der
Länderauswahl ausgewirkt hat. Allerdings ist diese Untergliederung mit Blick
auf die Kategorie „sonstiges finanzielles Vermögen“ letztlich doch zu grob und
hinsichtlich der Bedeutung der Aktien und Beteiligungen letztlich zu wenig
trennscharf, um herausfiltern zu können, wie sich der Anstieg des finanziellen
Privatvermögens bei den Krisengewinner-Ländern und insbesondere der
außergewöhnlich starke Anstieg in den USA genau erklärt.
Ganz sicher aber lässt sich festhalten,
dass die Euro-Krisenverlierer mit Ausnahme von Großbritannien alle am stärksten
beim finanziellen Vermögen verloren haben.
Der Anteil des finanziellen Vermögens am
Brutto-Privatvermögen ist in Großbritannien bis 2012 auf knapp 50 Prozent
gestiegen, in Deutschland stagniert er bei knapp unter45 Prozent, in Frankreich
bei 35 Prozent und in Italien sank er in der Euro-Krise leicht auf zuletzt
knapp über 35 Prozent.
In allen vier Ländern, die 2013 für knapp
73 Prozent des Netto-Privatvermögen in der EU mit ihren 28 Mitglieds-staaten
standen (siehe dazu Teil 1) ist die Kategorie „sonstiges
finanzielles Vermögen“ die bedeutendste (siehe dazu oben Abbildung 22). In
Frankreich, Deutschland und insbesondere in Italien sind dort jeweils die
größten Finanzvermögensverluste angefallen, während Großbritannien in dieser
Kategorie nur ein sehr geringes Minus aufweist.
Auf der anderen Seite waren die Finanzvermögensgewinne
bei den Euro-Krisengewinnern USA und Australien (Finanzvermögensanteil knapp 70
bzw. über 35 Prozent) in der Kategorie „sonstiges finanzielles Vermögen“ am
stärksten. In Japan (Finanzvermögensanteil etwa 60 Prozent) waren sie signifikant
hoch, aber die beim liquiden Vermögen waren sie noch größer. In Kanada (Finanzvermögensanteil
knapp 55 Prozent) gab es beim sonstigen finanziellen Vermögen hingegen nur ein
sehr geringes Plus.
In der Kategorie „Aktien und andere Beteiligungen“
ist das Bild sowohl in der Gewinner- als auch in der Verlierergruppe
uneinheitlich.
In den USA gab es in dieser Kategorie
starke Gewinne, sie waren aber bei weitem nicht so groß wie die beim sonstigen
finanziellen Vermögen. In Japan gab es in dieser Kategorie nur sehr geringe Gewinne.
Die großen Finanzgewinne fielen dort in den beiden anderen Kategorien an. In
Kanada und Australien wurden in der Euro- Krise bei Aktien und Beteiligungen
ähnlich hohe Gewinne realisiert, aber die Gewinne beim sonstigen finanziellen Vermögen
lagen weit auseinander. In Australien waren sie hoch, in Kanada sehr gering. In
der Verlierergruppe waren die Verluste bei Aktien und Beteiligungen in
Deutschland am höchsten und dort auch fast genauso groß wie die beim sonstigen
finanziellen Vermögen. In Frankreich waren die Verluste in beiden Kategorien
kleiner. In Italien, einem der Euro-Krisenländer, war das Minus bei Aktien und Beteiligungen
gering, aber beim sonstigen finanziellen Vermögen sehr groß und in
Großbritannien sind in beiden Kategorien nur sehr geringe Verluste zu
verzeichnen gewesen.
Mit Blick auf die große Bedeutung des
Postens „Versicherungen und Pensionsfonds“ in der Kategorie „sonstiges
finanzielles Vermögen“ weist all das zusammengenommen eher nicht darauf hin,
dass die die Euro-Krise kennzeichnenden starken Veränderungen beim sonstigen finanziellen
Vermögen in der Gruppe der großen Krisengewinner und ‑verlierer sehr stark von
der Entwicklung der Aktienkurse geprägt waren.
Ausblick
auf Teil 6
Im sechsten und letzten Teil der
Aufsatzreihe stehen die Folgen der Krise für die Vermögensverteilung innerhalb
von Ländern und Weltregionen im Mittelpunkt der Analyse.
Die anderen Aufsätze der Reihe finden sich
hier:
Eine mehr als nur beeindruckende Arbeit. Vielleicht sogar schon einer der Beiträge, die - in Anlehnung an "Die Spur der Steine", die ja zum Untergang des real-existierenden Sozialismus geführt hatte - nun als "Die Spur der kannibalkapitalistischen Schweine" womöglich zum Kollaps der US-Plutocracy und der German Neue Soziale Marktwirtschaft beitragen kann.
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