Mittwoch, 17. August 2011

Schwacher Euro - starker Dollar?


In Deutschland wird über den Euro geschimpft. Viele wollen sogar eine Rückkehr zur Deutschen Mark. Es ist keine sachliche, sondern eine sehr emotional geführte Debatte, die von der Problemwahrnehmung geprägt ist.

Aus diesem Grund und auch, um das Augenmerk einmal mehr auf die Dimension des Euro-Schuldenproblems in Relation zur Dollarkrise zu lenken, habe ich im Folgenden einige Ausschnitte aus Presseberichten der letzten Tage zusammengestellt. Es ist keine fundierte Analyse, sondern schlicht ein auf einer Seite zusammengefasstes Stimmungsbild. Gerade weil es so holzschnittartig ist, lässt es jedoch meines Erachtens die Konturen des Problems der US-Währung deutlicher hervortreten, das so viele in Europa gar nicht sehen, wenn sie den Euro so überaus negativ bewerten.

9. August 2011:
  • Der Chef der chinesischen Ratingagentur Dagong, Guan Jianzhong, erklärt, der amerikanische Wohlstand beruhe auf Pump. Die USA setzten allein auf lockere Geldpolitik und druckten immer weiter Dollar. Damit seien sie nicht in der Lage, ihre Schulden zurückzuzahlen und riskierten, dass der Dollar seinen Leitwährungsstatus verliere. (1)
14. August 2011:
  • Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bekämpft den Höhenflug des Franken. Sie soll möglicherweise noch in dieser Woche ein festes Wechsel-kursziel wie in den 70er Jahren ausgeben und den Franken an den Euro binden. (2)
16. August 2011:
  • Peking bekommt kalte Füße. Den Chinesen sind ihre großen Dollar-Reserven (ca. 3.000 Milliarden Dollar), die überwiegend in US-Staatsanleihen angelegt sind, nicht mehr geheuer. Die bisherige Wechselkurspolitik soll geändert werden, weil sie die Umschichtung in andere Währungen erschwert. Offenbar will Peking die Aufwertung der Landeswährung Renminbi jetzt beschleunigen - koste es, was es wolle. (3)
  • Im Juni haben ausländische Anleger erstmals seit 2 Jahren mehr US-Staats-anleihen verkauft als gekauft. Sie zogen netto 4,5 Mrd. Dollar, private Anleger sogar 18,3 Mrd. Dollar aus US-Staatstiteln ab. Nur ausländische Notenbanken kauften im Juni US-Staatsanleihen hinzu und zwar im Wert von insgesamt 13,8 Mrd. Dollar netto. (4)
  • Die Ratingagentur Fitch bestätigt die Top-Bonität der USA. (5)
17. August 2011:
  • Moody´s und Standard & Poors sind über ihre Großaktionäre weit enger verflochten als bisher bekannt. "Einer vertraulichen Studie der Unternehmens-beratung Roland Berger zufolge ... werden Moody´s und McGraw Hill, der Mutterkonzern von S&P, von denselben Aktionären beherrscht: einem guten Dutzend großer US-Fondsfirmen und Finanzkonzerne. Darunter befinden sich global agierende Vermögensverwalter wie The Capital Group, Blackrock, State Street und Fidelity, aber auch Geldhäuser wie die Morgan Stanley Bank und die Bank of New York. Insgesamt kontrolliert der teilweise miteinander verflochtene Kreis rund 38 Prozent der MacGraw-Hill-Aktien und knapp 49 Prozent der Moody´s-Anteile." (6) Moody´s und Standard & Poors beherrschen rund 80 Prozent des Ratingmarktes und erzielen regelmäßig Umsatzrenditen von über 40 Prozent.
  • Die Schweiz interveniert zum dritten Mal in den Devisenmarkt, um den Schweizer Franken zu schwächen und bekräftigt, bei Bedarf weitere Maßnahmen gegen die Frankenstärke zu ergreifen. (7)
  • Rick Perry, Gouverneur von Texas und republikanischer Bewerber für die Präsidentschaftskandidatur, warnte in einer Wahlkampfrede in Iowa den Fed-Chef Ben Bernanke davor, noch mehr Geld zu drucken und rückte ein drittes Programm zum Ankauf von US-Staatsanleihen (QE3) in die Nähe von Hochverrat. Karl Rove,  Parteikollege und -stratege aus der Bush-Ära, reagierte darauf mit der öffentlichen Zurechtweisung, man beschuldige den Notenbankchef einfach nicht des Landesverrats. (8) Die Kontroverse löste in der amerikanischen Presse einen Sturm aus, der deutlich macht, wie umstritten der geldpolitische Kurs der Fed in den USA ist.

Es ist nur ein Stimmungsbild, ja. Wonach sieht es aus? Nach schwachem Euro und starkem Dollar?

Ergänzend empfohlene Artikel:
-    Wertverlust: Anleger flüchten in Scharen aus britischem Pfund (v. 18.08.11).

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