Es gibt unterschiedliche
Erklärungsversuche dafür, warum es seit den späten 70er-80er Jahren zu einer verstärkten
Einkommenskonzentration gekommen ist, speziell in den USA (siehe dazu Bakija etal. (2012) (1), S. 2-12, 24-27). Oft wird dies mit der Globalisierung und dem
technologischen Fortschritt begründet. Die technolo-gische Entwicklung habe die
Nachfrage nach hochqualifizierten Arbeitskräften generell steigen und die nach
gering qualifizierten sinken lassen, während die Globalisierung zu einer
Verstärkung der Konkurrenz um die knappen hochqualifizierten Arbeitskräfte einerseits
und zu einem verstärkten Wettbewerb der gering Qualifizierten um die für sie
global insgesamt knapper werdenden Arbeitsplätze führte.
Ganz so einfach scheint es jedoch nicht zu
sein.
Denn damit lässt sich beispielsweise nicht
erklären, warum die Anteile der Top-Einkommensgruppen am nationalen Einkommen
in den USA und Großbritannien seit 1979 bis heute so stark (siehe Teil 3),
in anderen Industriestaaten wie z.B. Japan und Frankreich hingegen wesentlich
weniger stark gestiegen sind (siehe Teil 4). Denn alle sind
gleichermaßen globalisiert und befinden sich technologisch auf einem
vergleichbar hohen Niveau.
Ferner spricht auch die gerade in den USA – im Vergleich zum Niveau vor der Krise ab 2008 – hohe und nur begrenzt wieder zurückgegangene Arbeitslosigkeit von Arbeitskräften über 25 Jahren mit Hochschulabschluss nicht unbedingt dafür, dass in den USA eine die Top-Einkommen treibende Knappheit an hochqualifizierten Arbeitskräften existiert (Abbildung 24 „Unemployment Rate for College Graduates“ (2)).
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Mehr noch zeigt eine Studie des Center of
Economic and Policy Research (CEPR), die sich mit dem Rückgang des Angebotes an
“guten Jobs” seit 1979 befasst, dass dieses in den USA nicht nur für die
geringer Qualifizierten gesunken ist. (3) Vielmehr gilt das, wenn auch in
geringerem Maße, ebenso für die Hochqualifizierten, also all jene mit
Hochschul- (Bachelor) und darüber hinausgehendem Abschluss, wie Abbildung 25 („Good Jobs, by Education“) veranschaulicht.
Dabei definieren John Schmitt und Janelle
Jones „good jobs“ für diese Analyse als solche mit wenigstens US-Dollar
37 000 Jahreseinkommen, Krankenversicherung und betrieblichen
Altersvorsorgeplänen. (4)
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Zwischen 1979 und 2010 stieg die Zahl der
Arbeitskräfte mit Hochschulabschluss (Bachelor und höher) von 20 auf über 33
Prozent. Der Anteil von US-Arbeitskräften mit „gutem Job“ sank in diesem
Zeitraum insgesamt jedoch von 27,4 auf 24,6 Prozent. Diese Entwicklung setzte
sich über die Rezessionsphase der USA hinaus fort. Die Forscher schätzen, dass
die US-Wirtschaft im analysierten Zeitraum 28-38 Prozent ihrer Kapazitäten für
die Generierung guter Jobs verloren hat.
In der Gruppe der US-Beschäftigten mit
Hochschul- und höherem Abschluss ging der Anteil derer mit „gutem Job“ jedoch
von 43,2 (1979) auf 40,5 Prozent (2010) zurück, obwohl sich zwischen 1979 und
2010 innerhalb dieser Gruppe der Anteil derer mit einer höheren Qualifikation
(Master, Ph.D u.ä.) von 6,5 auf 11,8 fast verdoppelte. (5)
Das ist nicht konsistent mit der
Hypothese, technologische Entwicklung und Globalisierung seien als Treiber der
US-Einkommenskonzentration anzusehen.
Bei der Frage, wohin die US-Jobs
verschwunden sind, gibt die folgende Abbildung 26
„Where the Jobs Are“ (6) zwar keine
Erklärung, aber zumindest einen Hinweis. Sie zeigt, dass und in welchem Umfang
multinationale Unternehmen in den USA Arbeitsplätze ab- und außerhalb der USA
aufbauten.
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Vor dem Hintergrund der für
US-Verhältnisse anhaltend hohen Arbeitslosigkeit von Hochschulabsolventen und
den Ergebnisse der zitierten CEPER-Studie ist dieser Verlagerungsprozess
zumindest nicht ohne Weiteres in Einklang zu bringen mit dem Argument der
Knappheit hochqualifizierter Arbeitskräfte. Insofern stellt sich durchaus die
Frage, ob dies nicht viel weniger mit den in anderen Ländern verfügbaren besser
ausgebildeten Arbeitskräften zu tun hat, sondern eher mit Bestrebungen zur
Kostenreduktion.
Die Frage nach den Ursachen der seit 1979
außergewöhnlich hohen Anstiegs der Einkommenskonzentration lässt sich
vermutlich eher entschlüsseln, wenn man sich anschaut, welchen Berufsgruppen
innerhalb der Top-Einkommensgruppe in den USA seit 1979 profitierten und vor
allem in welchem Umfang.
Wer sind die Top-1- und Top-0,1 Prozent ?
Die nachfolgenden Charts basieren auf
Daten oder stammen aus einer Analyse von US-Steuerdaten von Jon Bakija, Adam
Cole und Bradley T. Heim von 2012 mit dem Ziel, besser zu verstehen, was die
Ursachen der Einkommenskonzentration in den USA ab 1979 sind. Untersucht wurden
nach Berufsgruppen differenzierte Daten für den Zeitraum 1979-2005 für die
Top-1- und Top-0,1-Prozent der US-Einkommenspyramide. (7)
Abbildung 27
zeigt zunächst für das Jahr 2005, welchen Anteil die verschiedenen
Berufsgruppen am Gesamt-einkommen der Top-1-Prozent haben. Für die Zuordnung ist
ausschlaggebend, was die Haupteinnahmequelle der jeweiligen Steuerzahler ist.
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An der Spitze stehen mit einem Anteil von 31
Prozent die Verantwortungsträger aus der Wirtschaft ohne die aus dem
Finanzsektor, die mit einem Anteil von 13,9 Prozent an dritter Stelle liegen.
Es folgen die Juristen (8,4 Prozent) und danach die
technisch-ingenieurwissenschaftlichen Beruf einschließlich Computerfachleuten.
Auf dem zweiten Platz rangieren Mediziner (15,7 %).
Schaut man sich die Gliederung in der
Top-0-1-Prozent-Gruppe an (Abbildung 28), ist das Bild noch ausge-prägter – hier kommen die
Verantwortungsträger aus der Wirtschaft auf einen Anteil von sogar 42,5 Prozent
–, aber auch die Rangfolge hat sich verändert.
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Auf dem zweiten Rang liegen in dieser
Gruppe die Finanzprofis mit einem Anteil von 18 Prozent, gefolgt von Juristen
(7,3 %) und medizinischen Berufen (5,9 %).
Zusammen kommen die Topkräfte in der
Wirtschafts- und Finanzwelt der USA innerhalb der Top-1-Prozent auf einen
Anteil von 44,9 % und innerhalb der Top-0,1-Prozent der Einkommenspyramide auf
60,5 Prozent. Das heißt, es liegt eine recht klare Konzentration innerhalb der
Top-Einkommensgruppe in den USA vor. Allerdings kennzeichnet dies nur die
Situation in einem Jahr und zwar in einem – was zu betonen ist – vor der
US-Hypo-thekenkrise (2007) und der Finanzkrise (2008) liegenden.
Insbesondere interessant und
aufschlussreich ist aber auch, wie sich die in diesen beiden Gruppen führenden
Berufsgruppen einkommensmäßig zwischen 1979 und 2005 entwickelt haben. Das
veranschaulichen die Abbildungen 29 und 30.
Sehr deutlich geht aus Abbildung 29 für die Entwicklung
der Einkommen in der Top-1-Prozent-Gruppe hervor, dass – ungeachtet des in 2005
erreichten Anteils am gesamten Einkommen der Gruppe (Abbildung 27) – die
verschiedenen Berufsgruppen ihren Anteil am gesamten US-Einkommen relativ zum Stand
von 1979 in unter-schiedlichem Ausmaß steigern konnten, die Entwicklung aber
nicht ohne Einschnitte verlief.
Bemerkenswert ist, dass die
Verantwortungsträger aus der Wirtschaft ihren Anteil – bezogen auf die
betrachteten Berufsgruppen – nur unterdurchschnittlich vergrößern konnten, was
auch für die Juristen gilt. Dagegen konnten die Finanzprofis ihren Anteil
beträchtlich vergrößern und das seit 1979 nahezu kontinuierlich.
Außerordentlich fällt indes die Steigerung der Topleute im Immobiliensektor
(Real Estate) aus, deren Anteil bis 1993 konstant blieb dann aber in die Höhe
schoss. Ihren Anteil steigerte ebenfalls in bemerkenswerter Weise die
Berufsgruppe „Business Operations“ (bzw. unternehmensorientierte Dienste), wozu
vor allem auch Managementberater und Wirtschaftsprüfer zählen. Die Topleute aus
dem technisch-ingenieurwissenschaftlichen Bereich (Computer, math, engineering,
technical) konnten ihren Anteil bis 1999 stark steigern, stagnierten danach
aber. Deutlich zurück-gefallen sind nach 1999 hingegen die Topverdiener im
medizinischen Sektor.
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Es fällt darüber hinaus auf, dass die im
Jahr 2000 geplatzte New Economy Blase bei Beratern, Wirtschaftsprüfern u. ä.
(Business Operations / unternehmensbezogene Dienste) einen sehr starken Rücksetzer
auslöste. Deutlich nach unten ging es auch bei den Finanzberufen und –
allerdings weniger stark ausgeprägt – bei den Topverdienern im
US-Immobiliensektor. Abwärts ging es auch beim Anteil der Spitzenverdiener in
der US-Wirtschaft, obwohl in dieser Gruppe der Rückgang schon vor dem Platzen
der New Economy Blase einsetzte.
Bemerkenswert ist aber, dass die Anteile der
Berufsgruppen „Real Estate“, „Financial professions“, „Business operations“ und
„Executives, managers etc.“ nach dem Rücksetzer in 2001 und 2002 nicht nur
wieder rasch ihr Vorkrisenniveau erreichten, sondern weiter anstiegen. Das gilt
in besonderer Weise für die Immobilien- und Finanzfachkräfte und in geringerem
Maße auch für die Topverdiener im Bereich der Business Operations sowie für die
Verantwortungsträger in der Wirtschaft.
In der Gruppe der Top-0,1-Prozent der
US-Einkommenspyramide (siehe Abbildung 30)
ist das Bild wiederum ein anderes. Relativ zu ihrem Anteil am
US-Gesamteinkommen in 1979 in der Einkommensgruppe der Top-0,1-Prozent konnten
bis 2005 die Spitzenkräfte aus dem Bereich „Business Operations“ ihren Anteil am
stärksten steigern, gefolgt von den Topverdienern im Immobiliensektor und – mit
deutlichem Abstand – den Spitzenver-dienern im Finanzsektor. Bezüglich letzterer
ist zu berücksichtigen, dass ihr Anteil innerhalb der Top-1- und mehr noch in
der Top-0,1-Prozent-Gruppe 2005 (siehe Abbildungen 27 und 28) groß war. Das
gilt in noch viel stärkerem Maße für die Gruppe der Top-Verantwortungsträger in
der Wirtschaft. Dass der Anstieg ihres Anteils relativ zu 1979 nicht so hoch
ausfällt, dürfte insofern vor allem auch damit zusammenhängen, dass er auch
1979 schon sehr hoch war.
In Abbildung 30 fällt außerdem auf, dass
der Anteil der Top-0,1-Prozent-Kräfte im Unterschied zu dem der
Top-1-Prozent-Kräfte in den technisch-ingenieurwissenschaftlichen Berufen nach
1999 drastisch einbrach. Einen starken Rücksetzer gab es auch bei den
Topmedizinern, deren Anteil von 1993 bis 1999 auf das Niveau von 1979
zurückfiel.
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Die Abbildungen 29 und 30
verdeutlichen somit, welche Berufsgruppen innerhalb der Top-1- und
Top-0,1-Prozent in den USA in der Zeitspanne 1979 bis 2005 einkommensmäßig am
meisten profitierten.
Die Abbildungen 31
und 32 zeigen, wie sich das Durchschnittseinkommen der wichtigsten
Berufsgruppen im Segment der Top-1-Prozent (allerdings ausschließlich der Top-0,5
Prozent) und dem der Top-0.1-Prozent ausgehend von 1979 entwickelt hat. In
beiden Abbildungen fällt gleichermaßen auf, dass die Entwicklung für die
betrachteten Gruppen im jeweiligen Segment bis Anfang/Mitte der 90er Jahre ähnlich
verlief, danach aber auseinanderzulaufen begann und 2005 eine beträchtliche
Spreizung vorliegt.
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Mehr noch als bei der Top-1-Prozent-Gruppe
(ohne die Top-0,5-Prozent) ist bei der Top-0,1-Prozent-Gruppe in Abbildung 32 zu erkennen, wie sehr
die Durchschnittseinkommen der Topkräfte im Immobilien- und insbe-sondere im
Finanzsektor denen der anderen Gruppen bis 2005 davoneilten.
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Wie weiter oben bereits angesprochen, gab
es in den Top-Einkommensgruppen bei den Anteilen für die meisten hier
betrachteten Berufsgruppen Rücksetzer infolge der geplatzten New Economy Blase.
Sie fielen je nach Profession unterschiedlich stark aus, aber es kam
anschließend erneut zu einem steilen Anstieg und zwar speziell bei den Finanz-
und Immobilienprofis sowie bei der Gruppe der „Business operations“ und den
Verant-wortungsträgern in der Wirtschaft über das Vorkrisenniveau hinaus.
Zwar liegen für die Zeit nach 2005 und
damit für den Verlauf der Entwicklung der Top-Einkommen nach Berufs-gruppen in
und nach den Krisenjahren 2007 und 2008 keine Auswertungen vor. Aus der in Teil 2
für die Top-10- und To-1- und Top-0,1-Prozent dargelegten Entwicklung, die die
Krisenjahre für die USA datenmäßig einschließt, lässt sich jedoch erkennen,
dass es auch infolge der US-Hypotheken- und Finanzmarktkrise in den
Top-Einkom-menssegmenten starke Einbrüche gab, denen anschließend eine rasche
Erholung folgte. Es ist angesichts des nach wie vor desolaten Zustands des
US-Immobilienmarktes zwar fraglich, ob es für die Topverdiener im
Immobiliensektor zu einer echten Erholung der Einkommen gekommen ist. Für die
anderen genannten Berufs-gruppen dürfte dies jedoch zutreffen, speziell auch für
den Finanzsektor.
Morgen folgt die Fortsetzung von
Teil 5.2.
Den Hauptgrund sehe ich beim fiat money und den Staatsverschuldungen mit Zinsenszins-System. Letzteres steigt progressiv an, was man sehr schön an der Exponentialkurve erkennen kann, die dieses System mathematisch abildet. Sicherlich kennen alle den Spruch von Rockefeller (oder Rothschild?), gebt mir die Macht über das Geld, und es ist mir egal, wer an der Regierung sitzt.
AntwortenLöschenZusätzlich führt unser System eines demokratischen Wohlfahrtstaates mit allgemein gültigem Wahlrecht dazu, daß immer mehr Schulden angehäuft werden müssen. Erkennbar wird diese Systemkrankheit am Staatsanteil des Bruootsozialproduktes, der von 10% nach dem 2. WK auf über 50% heute gestiegen ist. Damit bleibt den Menschen immer weniger Geld, über das sie frei verfügen können, und mit dem sie etwas Vermögen für das Alter aufbauen können. Das Resultat, das einige schon früh als Katatstrophe angemahnt haben (Biedenkopf bereits in den 70er Jahren), zeichnet sich heute in aller Klarheit ab: Die Gelder, die der Staat in die Hand nimmt, sind für die Wirtschaft weitgehend verloren. Die normalen Rentner werden immer ärmer. Davon nicht betroffen sind die staatlich alimentierten Pensionäre.
Die Schulden der Staaten sind die Guthaben der Hochfinanz, die seit Jahrzehnten auf den heutigen Zustand hingearbeitet haben. Zur Hochfinanz gehören de facto auch die Großkonzerne, die sich von den Machtstrukturen her in den Händen der Politelite befinden. Verlierer sind der Mittelstand, die kleineren Unternehmer und damit das Rückgrat eines Staates, die aber auch die meisten Arbeitsplätze stellen.
Ziel der Finanzelite ist eine weltweite Diktatur mit dem Dollar als Leitwährung. Nur die Bürger selbst können das noch verhindern. Deswegen wurden in allen westlichen Ländern die Überwachung der Bürger kraß ausgeweitet. Die USA haben mittlerweile einen Polizeistaat, in dem jeder einfach eingesperrt werden kann. Auch bei uns wird jeder "fertiggemacht", der bspw. als Politiker gegen das System argumentiert. Im Notfall wird bei uns die Nazikeule ausgepackt, das funktioniert immer.
Bei der Frage, wohin die US-Jobs verschwunden sind, gibt die folgende Abbildung 26 „Where the Jobs Are“ (6) zwar keine Erklärung, aber zumindest einen Hinweis. Sie zeigt, dass und in welchem Umfang multinationale Unternehmen in den USA Arbeitsplätze ab- und außerhalb der USA aufbauten.
AntwortenLöschenblack salwar kameez girl
black punjabi suit for girls