Sonntag, 19. Dezember 2010

Die amerikanische Krise: Wie die US-Wirtschaft zu retten ist - der Irrtum von Robert Reich


Robert Reich, ehemaliger US-Arbeitsminister unter Bill Clinton und aktuell unter anderem Professor an  der University of California, hat in seinem neuen Buch, "Nachbeben. Amerika am Wendepunkt", die Krise der US-Wirtschaft analysiert und Lösungsvor-schläge vorgestellt.


Die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit und das vor sich hin dümpelnde Wirtschafts-wachstum machen der demokratischen US-Regierung von Barack Obama schwer zu schaffen und haben bei den jüngsten Kongresswahlen für erhebliche Verluste der Demokraten gesorgt. Seit Monaten tobt in den USA ein heftiger Streit darüber, was die geeigneten Maßnahmen sind, um die US-Wirtschaft aus der Krise zu führen. Nicht nur zwischen den Parteien krachen die unterschiedlichen Auffassungen aufeinander, sondern auch innerhalb derselben, was die Politik nach den neuen Mehrheitsverhältnissen im US-Kongress lähmt. Auch innerhalb der Fed ist der Dissens groß, was zunehmend als Rat- und Orientierungslosigkeit aufgefasst wird. Aufgrund der Erfolglosigkeit aller bisher ergriffenen Maßnahmen gegen die hohe Arbeitslosigkeit und das schwache Wachstum sowie infolge der Uneinigkeit über den einzuschlagenden Kurs, haben gleich reihenweise hohe Wirtschaftsberater von Barack Obama den Dienst quittiert - darunter Christina Romer und Larry Summers. (1)

Kein Wunder also, dass das Buch von Robert Reich für viel Aufregung sorgt und das Handelsblatt in der Buchbesprechung beinahe euphorisch titelte "Wie die US-Wirtschaft zu retten ist". (2)

Reichs These ist, dass es den USA nicht wegen der Finanzkrise so schlecht geht, sondern aufgrund der enormen Einkommensunterschiede. Die Superreichen teilen einen immer größeren Teil des Vermögens unter sich auf. All das, was begehrt und zugleich nur in begrenzter Menge vorhanden ist, sei für den überwiegenden Teil der amerikanischen Bürger unerschwinglich geworden, da sich die Kaufkraft an der Spitze der Einkom-mensskala konzentriert.

Das ist ein Problem, das ist wahr. Arloc Sherman und Chad Stone haben in einer Auswertung von Daten gezeigt, dass sich die Einkommensunterschiede zwischen dem einen Prozent der reichsten Amerikaner und dem mittleren und ärmsten Fünftel der Bevölkerung in den letzten drei Dekaden mehr als verdreifacht haben. (3) Die Einkom-menskonzentration an der Spitze der Einkommensskala ist nach ihrer Analyse seit 1928 niemals höher gewesen als heute (Stand: 2007).

Im Einzelnen ergibt sich nach der Analyse von Sherman und Stone für die USA folgendes Bild: (4)
  • Im Zeitraum von 1979 bis 2007 erreichte der Anteil der Top-1-Prozent am US-Einkommen nach Steuern mit 17,1 Prozent 2007 den höchsten Wert, während der Anteil des mittleren Einkommensfünftels im gleichen Zeitraum 2007 auf seinen niedrigsten Wert absank (14,3 Prozent).
  • Zwischen 1979 und 2007 stieg das durchschnittliche Einkommen der Top-1-Prozent inflationsbereinigt um 281 Prozent, was einer Steigerung um 971.300 US-Dollar je Haushalt entspricht. Das oberste Einkommensfünftel realisierte eine Einkommenssteigerung um 95 Prozent. Dagegen verbuchte das mittlere Einkommensfünftel nur eine Steigerung um 25 Prozent (11.200 US-Dol-lar/Haushalt), das unterste Einkommensfünftel sogar nur einen Anstieg um 16 Prozent (2.400 US-Dollar/Haushalt).
  • Wäre das Einkommen (nach Steuern) zwischen 1979 und 2007 in den drei Gruppen (Top-1-Prozent, mittleres und unteres Fünftel) mit derselben prozen-tualen Rate gewachsen, dann hätte das der Mittelschicht-Haushalte 2007 13.042 US-Dollar höher gelegen und das der ärmsten Familien um 6.010 US-Dollar.
  • Das Einkommen (nach Steuern) der obersten 1 Prozent der Einkommens-pyramide vervierfachte sich zwischen 1979 und 2007 annähernd; es stieg von 347.000 US-Dollar auf 1,3 Millionen US-Dollar (plus 281 Prozent). Dagegen erhöhte sich das Einkommen der Mittelschicht nur von 44.100 auf 55.300 US-Dollar (plus 25 Prozent) und das der ärmsten Haushalte lediglich von 15.300 auf 17.700 US-Dollar (plus 16 Prozent).
  • Der Top-1-Prozent-Haushalt hatte 2007 durchschnittlich ein Einkommen von 1,3 Millionen US-Dollar - 88.800 Dollar mehr als im Jahr zuvor. Dieser Einkommensanstieg liegt deutlich über dem durchschnittlichen Einkommen der Mittelschicht-Haushalte (55.300 US-Dollar).
  • Der Anteil der Top-1-Prozent am US-Gesamteinkommen (nach Steuern) erhöhte sich von 1979 bis 2007 von 7,5 Prozent auf 17,1 Prozent. Der Anteil der drei mittleren Fünftel - 60 Prozent der Einkommensempfänger also - sank indes von 51,1 auf 43,5 Prozent. Der Anteil des ärmsten Fünftels am unteren Ende der Einkommenspyramide ging im gleichen Zeitraum von 6,8 auf 4,9 Prozent zurück.
  • Der Anteil der unteren vier Fünftel der Einkommenspyramide am US-Gesamt-einkommen (nach Steuern) reduzierte sich zwischen 1979 und 2007 von 58 auf 48 Prozent.
Die Daten sprechen für sich, es ist evident, wie sehr die Einkommens- (und Vermögens-)schere in den USA auseinander klafft und wie rasch sie sich weiter öffnet.

Für Robert Reich ist dieses soziale Gefälle die Ursache für die Krise in den USA. Dort muss nach seiner Auffassung angesetzt werden.

Reich irrt sich. Er verwechselt Ursache und Wirkung.

Die Verteilung von Einkommen und Vermögen ist im Kern immer das Resultat von Marktprozessen und nicht ursächlich für die Krise.

Märkte und Volkswirtschaften entwickeln sich. Sie reifen. Und Kennzeichen der Reifung ist, dass es einen fortlaufenden Konzentrationsprozess gibt. Am besten sieht man das bei der Unternehmenskonzentration. Viele Märkte werden heute nur noch von ein paar großen Konzernen dominiert. Es ist völlig klar, dass auf reifen Märkten und in reifen Volkswirtschaften Wettbewerbsprozesse anders ablaufen und auch entsprechend andere Einkommens- und Vermögensverhältnisse produzieren als auf jungen Märkten und in jungen Volkswirtschaften. Problematisch daran ist, dass sich die Gruppe der Gewinner von Wettbewerbsprozessen im Zuge der Entwicklung von Märkten und Volkswirtschaften und der fortschreitenden Konzentration auf Märkten typischerweise ständig verkleinert. Zuletzt verfestigen sich die Verhältnisse tendenziell und werden dann oft auch im Rahmen von Wettbewerbsprozessen nicht mehr signifikant verändert - einmal Gewinner, immer Gewinner. Es treten also kumulative Effekte auf.

Man denke zum Beispiel an die Zeit von Ludwig Erhard im Nachkriegsdeutschland. In dieser Zeit standen die Märkte am Beginn ihrer Entwicklung, es fehlte an allem und die Nachfrage war überall groß. Es waren hervorragende  Bedingungen für Unternehmertum und das Motto "Wohlstand für alle" zeigt, wie sich diese Situation im Hinblick auf die Einkommens- und Vermögensverteilung auswirkte.

Heute haben wir vielfach gesättigte Märkte, mit hoher Unternehmenskonzentration, Überkapazitäten, enormen Kostendruck und hartem Preiswettbewerb. Viele Märkte werden von wenigen sehr großen Konzernen dominiert. Das ist eine völlig andere Situation als in den 50er Jahren und sie ist das Ergebnis einer Entwicklung, die auch den Wettbewerb selbst verändert hat. (5) All dies spiegelt sich heute eben auch in der Einkommens- und Vermögensverteilung wieder - und das gilt auch für die USA.

Solche Entwicklungsprozesse werden jedoch von Mainstream-Ökonomen wie auch von Keynesianern nicht berücksichtigt. Das geben ihre Theorien nicht her. Und darum werden diese Zusammenhänge auch nicht wahrgenommen - auch von Robert Reich nicht.

Und nur der Vollständigkeit halber: In den USA gab es bis zum Crash von 1907 einen starken Unternehmenskonzentrationsprozess mit starken Monopolisierungstendenzen (Stichwort: Standard Oil - die Gesellschaft wurde deswegen zerschlagen); dieselbe hohe Unternehmenskonzentration gab es auch vor dem Crash von 1929 - auch danach wurden Konzerne in den USA zerschlagen. Und jeder weiß, dass wir in den letzten Jahren erneut eine Zuspitzung der Unternehmenskonzentration auf vielen Märkten haben, nochmals forciert durch die Krise, mit Monopolisierungstendenzen (z. B. Intel, Microsoft, Google, BHP Billiton etc.). Der wirklich große Crash steht wohl noch bevor.

Die Ursache für die US-Krise und für die extrem ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung sind folglich die in der volkswirtschaftlichen Breite veränderten, gereiften Marktstrukturen und die infolge dieses Wandels nunmehr vorherrschende Form von Wettbewerb (6), der zudem in vielen Fällen durch den großen Einfluß von Lobbyisten ausgehebelt wird. (7)

Die geringe Kaufkraft des größten Teils der Amerikaner ist ebenfalls eine Folge des beschriebenen Entwicklungsprozesses. Es ist banal, die geringe Kaufkraft als Problem zu identifizieren. Aber Reichs Lösungsvorschläge, die vor allem auch auf Umverteilung setzen, zeigen, dass er das dahinter stehende Problem nicht verstanden hat.

Wer die erkannten Probleme - extrem ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung sowie geringe Kaufkraft - beheben will, der muss dafür sorgen, dass in den USA auf allen Märkten wieder eine dynamisch-innovative Form des Wettbewerbs möglich wird. So weit ich es sehen kann, wird man angesichts des fortgeschrittenen Stadiums auf einigen Märkten nicht mehr umhin kommen, Konzerne zu zerschlagen.

Dass Reichs Buch und seine Vorschläge so viel Aufmerksamkeit erhalten, zeigt, dass den USA in der Krisenbewältigung nach wie vor die Orientierung fehlt. Die Amerikaner sehen nicht, was die Ursache ihrer Probleme ist und deswegen finden sie keine geeignete Lösung. Die Wirtschaft dümpelt vor sich hin, die Arbeitslosigkeit bleibt hoch und für die über 40 Millionen Amerikaner, deren Überleben an Essensmarken hängt, bleiben die Aussichten düster. Es ist abshebar, dass sich die Probleme angesichts von so viel Hilflosigkeit der ökonomischen wie politischen Zunft verschärfen werden. Reichs Vorschläge sind kein Lichtblick.

Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union wiederum haben nicht verstanden, dass alle Industriestaaten dasselbe Kernproblem haben wie die USA - auch wenn sie sich mitunter an anderen Punkten der Entwicklung befinden. Denn alle Industrie-staaten sind in hohem Maße von den großen Global Playern abhängig.

Dennoch stellt sich das Problem für die EU anders dar als für die USA: Die Stärke der Großunternehmenssäule in den großen Industriestaaten (die sog. National Champions), die über die letzten vier Dekaden bis zur aktuellen Krise zuverlässig Wachstum generierte, war in der Europäischen Union zugleich auch die Garantie für das Wachstum der kleineren EU-Staaten. Die Wirtschaft von Staaten wie Griechenland, Ungarn, Irland oder Portugal fuhr, unterstützt durch die massive finanzielle Förderung der EU, im Windschatten der starken Industriestandorte in der EU. Dieses - vereinfacht dargestellte - europäische Wachstumsmodell ist mit der Krise kollabiert und das ist gegenwärtig das größte Problem der sogenannten Schuldenstaaten: Sie haben kein tragfähiges Wachs-tumskonzept mehr. Austeritätspolitik ist kein Wachstumskonzept. Das wissen die Deutschen seit Heinrich Brüning. Ohne Wachstumskonzept werden sie sich jedoch nicht von ihren Schulden befreien können. (8) Das zu finden, ist nicht alleinige Aufgabe dieser Staaten. Im Gegenteil, die EU als Ganzes muss ein neues Wachstumsmodell finden, wenn sie in der gegenwärtigen Form überleben will.

Auch für Europa kann die Lösung aber nur in einem Konzept liegen, dass dynamisch-innovativen Wettbewerb ermöglicht und mithin die Abhängigkeit vom Großunternehmens-segment wieder deutlich reduziert. Diesseits wie jenseits des Atlantiks sind die zentralen Teile des zu lösenden Problems dieselben: Die zunehmende Schwäche der Nachfrage (9), die systematische Benachteiligung des Segments der kleinen und mittelgroßen Unternehmen und Banken (10) durch die gegebenen Rahmenbedingungen wie auch durch die einseitig auf die Großunternehmen und Effizienzsteigerung fokussierte Wirtschafts-politik, der ausufernde Einfluss von Lobbyisten. (11).

Die aktuelle Krisensituation unterscheidet sich von früheren und sie lässt sich deswegen nicht mit früher einmal erfolgreichen Konzepten, wie etwa dem Keynesianismus (in der 1. Weltwirtschaftskrise und im Deutschland der späten 60er Jahre) oder dem Liberalismus (z. B. im Nachkriegsdeutschland), überwinden. (12)

Links:
(1)     Obama kann auf Larry Summers Rat verzichten (v. 22.09.10);
(2)     Buch von Robert Reich: Wie die US-Wirtschaft zu retten ist (v. 18.12.10);
(3+4) Arloc Sherman and Chad Stone, "Income Gaps Between Very Rich And everyone Else More Than Trippled In The Last Three Decades, Data Show", Center on Budget and Policy Priorities, June 25,2010;
(5)     Stefan L. Eichner, "Wettbewerb, Industrieentwicklung und Industriepolitik", Berlin 2002.
(6)     Kapitalismus in der Krise: Abschied von der freien Marktwirtschaft - Abschied vom Wettbewerb? (v. 20.09.09);
(7)     Finanzmarktkrise und Wirtschaftssystem: Widerstand und Erfolg der Lobbyisten zeigen, dass eine freie Marktwirtschaft weder existiert noch das Ziel ist (v. 02.01.10);
(8)     Bewährungsprobe der Europäischen Union: Zwischen Griechenland-Krise, Kurssturz an der Wall Street und Plunge Protection Team (v. 05.07.10);
(9)     Krisenbewältigung: Die vergessene Macht der Nachfrager. Von Utopia.de bis Stuttgart 21 (v. 14.11.10);
(10)   Irland-Krise: Regierungen bleiben eine Geisel der Finanzmärkte (v. 22.11.10);
(11)  
Finanzmarktkrise und Wirtschaftssystem: Widerstand und Erfolg der Lobbyisten zeigen, dass eine freie Marktwirtschaft weder existiert noch das Ziel ist (v. 02.01.10);
(12)   Erste und zweite Weltwirtschaftskrise: Eine andere Situation, andere Maßnahmen, aber dieselben entscheidenden Fehler - Hisory Repeating? (v. 21.03.10).

Zur Abhängigkeit von Volkswirtschaften von Konzernen:
-   Exportüberschüsse: Der deutsche Exportüberschuss gehört der Autoindustrie (v. 24.01.11).

8 Kommentare:

  1. Falsch - hier wird es gut erklärt wieso uns unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem bald um die Ohren fliegen wird.

    http://www.finanzkrise-politik.de/crash.html

    Und was gar nicht funktionieren wird, ist der Glaube und die Ausrichtung unserer Gesellschaft am Wachstum (siehe Josef-Cent).

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  2. Ich bin keineswegs wachstumsgläubig. Im Gegenteil - das geht auch aus meinen Beiträgen hier im Blog (siehe dazu etwa: http://stefanleichnersblog.blogspot.com/2009/07/die-krise-bewaltigen-das-dilemma-von.html) sowie selbstverständlich auch aus meinen Publikationen hervor.

    Man kann die Krise aus unterschiedlichen Blickwinkeln erklären und beleuchten. Ich habe dabei auch hier immer betont, dass es eigentlich zwei Krisen sind (Finanzmarktkrise und Wirtschaftskrise), die zum Teil unterschiedliche sowie zum Teil auch dieselben Ursachen haben (siehe dazu etwa: http://stefanleichnersblog.blogspot.com/2009/05/finanzmarktkrise-und.html)

    Wenn man die neoklassische Lehre, der wir unser Wachstumsdenken und unsere Wachstumsgläubigkeit verdanken, als ungeeignet für die Erklärung der Krise ablehnt und darauf hinweist, wohin es führt, wenn man ihr folgt - nämlich zu dem was wir jetzt erleben -, was ich hier immer wieder getan habe (siehe dazu etwa: http://stefanleichnersblog.blogspot.com/2009/10/was-geschieht-wenn-die-nachste-groe_28.html sowie: http://stefanleichnersblog.blogspot.com/2009/06/neoliberalismus-in-der-krise-vom.html und: http://stefanleichnersblog.blogspot.com/2009/08/industriepolitik-in-der-krise-neue-wege.html), dann wird man zu dem Schluss gelangen, dass ewiges Wachstum nicht möglich ist, wirtschaftliche Prosperität aber schon, nämlich als Folge von wirtschaftlicher Entwicklung.

    Dafür müssen jedoch andere Erklärungsansätze und Theorien gefunden werden. Das Problem ist also nicht allein das nach neoklassischen Vorstellungen erstellte Geldsystem, sondern vor allem auch unsere nach dem Wachstumsideal der neoklassischen Lehre konstruierte Wirtschaft. Die herrschende Theorie taugt nicht als Orientierung für die Politik - nicht für die Geldpolitik und auch nicht für die Wirtschaftspolitik.

    Wir brauchen einen Paradigmenwechsel.

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  3. Hallo,

    ich bin kein Ökonom. Die Erklärung aber, dass die gewaltigen Vermögen die sich in den westlichen Gesellschaften angehäuft haben das Problem sind erscheint mir mit dem gesunden Menschenverstand einfach schlüssig.

    Was machen Investmentbanken? Sie versuchen aus Geld Geld zu Zaubern. Anleger mit wahnsinnig viel Geld kommen hin und erwerben Produkte die Zinsen versprechen.

    Es gibt aber eine hohe Nachfrage und ein beschränktes Angebot. Also machen die Investmentbanken riesige Gewinne.

    Um aber mehr Produkte Verkaufen zu können verpacken sie gammlige Produkte in frische Schachteln (das haben Sie aus dem Supermarkt gelernt).

    Als die Kunden ihre Gewinne realisieren wollen merken Sie das Zeug ist Giftig. Schwupps die Krise ist da.

    Bestimmt ist diese Erklärung zu einfach aber ich finde es einleuchtend. Ausserdem sind Einfache erklärungen meist richtig.

    Als Angestellter mit Sozialversicherungspflichtigem Einkommen bemerke ich ausserdem, dass bei mir nichts mehr ankommt aber die Vermögen der anderen immer größer werden.

    Um so größer die Vermögen um so größer wird ihr Einfluß auf Wirtschaft und Politik.

    So Toll der Blog bisher ist. Ihre Erklärung warum es zu den Vermögen kommen konnte ist überhaupt nicht Einleuchtend.

    Ich denke Sie unterschätzen das Aussmass der Korruption und ihren Einfluss auf die Wirtschaft.

    Meine Erklärung ist die, dass diejenigen Ökonomen die Politik bestimmen die der Vermehrung des Reichtums die Legitimation liefern.

    Die momentane Politik ist nicht ein Unfall unfähiger Wirtschaftspolitik sondern ein planvolles Vorgehen um die ungleiche Vernögensverteilung zu erreichen.

    Wenn man seine politische Laufbahn beendet hat kann man ja die Früchte ernten durch ein oder zwei Vorstandspöstchen oder einen lukrativen Beratervertrag.

    Bisher gibt es anscheinend kein Ökonomisches Modell das die Korruption und Schattenwirtschaft beinhaltet.

    So lange dies der Fall ist kann es keine aussagekräftige Wirtschaftstheorie geben.

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  4. @alien observer

    Danke für Ihren ausführlichen Kommentar.

    Ausufernde Korruption ist ja ebenso wie ausufernder Lobbyismus letztlich ein Zeichen dafür, dass es keinen wirksamen Wettbewerb gibt. Darauf weist nicht zuletzt auch Transparency International immer wieder hin.

    Darum halte ich unser Wirtschaftssystem (nicht nur das deutsche, sondern das der Industrieestaaten) auch für eine Korporatokratie. Wenn Sie das Thema interessiert, lesen Sie bei Gelegenheit mal, was ich dazu geschrieben habe (http://stefanleichnersblog.blogspot.com/2010/01/finanzmarktkrise-und-wirtschaftssystem.html).

    Und dann stellen Sie sich einmal probehalber vor, wir hätten keine Konzerne, sondern nur mittelständische Unternehmen. Ich glaube nicht mal, dass das volkswirtschaftlich wirklich ideal wäre. Aber glauben Sie, wir hätten dann noch große Probleme mit Korruption und Lobbyismus?

    Guß
    SLE

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  5. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  6. anke für die prompte Antwort.

    Ich fürchte, dass Korruption, Kriminalität und Betrug in der Natur des Menschen liegen und damit Teil einer jeden Marktwirtschaft sein müssen und immer sind. Ich geben ihnen recht, dass kleine und mittelst. Unternehmen Grundsätzlich die bessere Wahl sind.

    Es wird aber immer einige geben die Versuchen die Spielregeln des Wirtschaftens zu ihren Gunsten zu verändern und damit den Wettbewerb verzerren. Das Geschieht in dem Vorsatz dem Gemeinwohl zu schaden um sich selbst zu bereichern und ist damit Kriminell wenn auch nicht immer Gesetzeswiedrig.

    Die alten Griechen hatten das schon erkannt. Als sie die Demokratie erfanden haben Sie das Scherbengericht gleich miterfunden. Jeder der zu offen seine Macht missbraucht um an den Regeln herumzupfuschen fliegt raus. Dabei ist das Rechtsempfinden der Allgemeinheit das einzige Kriterium, nicht das Gesetz.

    Möglicherweise benötigen wir in unserer Demokratie (und der Wirtschaft) eine ähnliche scharfe Regelung die Verhindert das einzelne zu viel Macht und Geld anhäufen und anfangen an den Spielregeln herumzupfuschen.


    Gruß AA

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  7. Nachtrag

    Übrigens hab ich den Eintrag gelesesn und gebe ihnen in fast allen Punkten recht.

    Worum es mir geht ist letztendlich ein Henne Ei Problem.

    Sie sagen die Vermögensverteilung ist Folge der Korporatistischen Wirtschaft und diese, und damit die Einflußnahme der Lobbygruppen, ist Folge des Unternehmenskonzentrationsprozesses.

    Ich sage es ist umgekehrt.

    Von Anfang an waren die Spielregeln der Marktwirtschaft durch Einflußnahme von Interessensgruppen getürkt um den Konzentrationsprozess zu befördern und die Anhäufung von Vermögen zu erreichen.

    Größere Vermögenskonzentration führt zu noch mehr Einfluß auf die Politik und damit der Möglichkeit noch Spielregeln noch mehr zu ihren Gunsten verändern können.

    Meine Behauptung entbehrt jegliche Ökonomischer Wissenschaftlicher betrachtung und beruht auf einem Verständnis der Menschlichen Natur und einer großen Menge Zynismus.

    Gruß

    AA

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  8. Jeder hat seine eigene Sicht der Dinge. Ich biete hier ja nur Erklärungen an, die unbeeinflusst von irgendwelchen Interessen zustande kommen und insofern zur Meinungsbildung beitragen können.

    Am Ende zählt aber natürlich nur, wie man die Probleme, die unsere Marktwirtschaft kennzeichnen, in den Griff bekommt. Wie wären in dieser Frage vermutlich schon in einer besseren Position, wenn Manager wie Politiker Entscheidungen in dem Bewusstsein zu treffen gezwungen wären, dass sie dafür voll haften müssen.

    Bisher ist das praktisch nicht der Fall. Im Gegenteil, wer Milliarden in den Sand setzt, der wird meist nicht bestraft, sondern finanziell belohnt(Abfindung) und der Staat rettet die verfahrene Situation mit Steuermilliarden (Banken etc.).

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